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Behörden-Zirkus um echten Zirkus
Tinnum
Mit einer glamourösen Premiere hat der „Deutsche Nationalcircus Carl Busch“ am Freitagabend sein zehntägiges Gastspiel auf der Insel eröffnet. Mit seiner „Varieté-Ausgabe“, einem Reise-Zelt mit 600 Sitzplätzen und einer 50-köpfigen Crew, spielt der Zirkus bis zum 26. Juli neben dem Flughafengebäude täglich um 15 /15.30 Uhr und 20 Uhr insgesamt 19 Vorstellungen.
Bis die Entourage von Chefin Marion Wille-Busch ihre Zelte auf der Insel aufschlagen konnte, war es allerdings ein langer Weg. Laut Tourneeleiter Reto Hütter hatte es das Sylter Ordnungsamt den Schaustellern alles andere als leicht gemacht, vor Ort gastieren zu dürfen. Die Behörden legten dem erfahrenen Zirkus-Profi anfänglich mittels Auflagen so viele Steine in den Weg, dass er das Gefühl hatte, man wolle die Busch-Manege hier gar nicht haben. Erst auf Initiative des stellvertretenden Bürgermeisters der Gemeinde Sylt, Carsten Kerkamm, der die Anwesenheit des Zirkus als Bereicherung sah und das Gastspiel unterstützte, konnte die „behördliche Blockade“ entzerrt werden. Ganz anders hingegen funktioniert laut Hütter die Zusammenarbeit mit der Flughafengesellschaft. „Das klappt hervorragend, egal ob es sich um Parkplätze, Fragen, Probleme oder Wünsche handelt. Ein großes Lob an den Airport.“
Zur Premiere spielte das Ensemble vor voll besetzten Tribünen eine rund zweistündige Show. „Comedy Circus“, so der Name des aktuellen Programms, ließ viel Klamauk vermuten. Diesem Titel wurde der Abend aber glücklicherweise nur zum Teil gerecht. Geboten wurde eine abwechslungsreiche, klassische Zirkus-Show mit toller Artistik und hochkarätigem Schauspiel. Das erste Highlight gleich zu Beginn: Die Musik kam nicht vom Band – sondern von einer sechsköpfigen Kapelle, die den Abend immer auf den Punkt und sehr ansprechend mit einer Prise Jazz und Funk untermalte.
Der Komiker Andrej Jigalov, preisgekrönt in Monte Carlo und Paris, zeigte sich mimisch und motorisch so stark, dass es schwer fiel, ihn nicht komisch zu finden. Das spanische Komödianten-Duo „Gotys“ überzeugte schon auf den ersten Blick durch seine tollen, aufwändigen Kostüme, beim Spiel durch pointierte und akribisch vorgetragene Sketche. Die akrobatischen Darbietungen mit Keulen, am Trapez, auf dem Hochseil, an der Vertikalstange und im Handstand: hochklassig und kurzweilig. Fehlte da nicht irgendetwas zu einem echten Zirkuserlebnis? Weiße Tiger? Weiße Elefanten? Oder wenigstens weiße Hasen? Nein – es war auch ohne Tiere echter, schöner Zirkus.
(Quelle: Sylter Rundschau Bruno Pischel)
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