Sylt News
Henner Krogh Förderpreis 2025 – Eine Herzensangelegenheit
Es begann an einem windigen Novemberabend 2021 und führt mich am 1. Februar 2025 persönlich zu einem hoffentlich guten Abschluss. Alles begann im “Corona-Winter” 2021. Sylt war leer und still, die Weihnachtsdekoration vor unserem Shop in Westerland war von einem Corona-Testcontainer verdeckt, und der eisige Wind fegte über den menschenleeren Bahnhofsvorplatz. Es war wie ein Winter aus den Siebzigerjahren. Die Langeweile und Isolation hatten viele verändert.
In dieser Zeit beschlossen Heiner Kleist, der damals Austern züchtete, und ich, uns mit Musik zu beschäftigen. Ein Schlagzeug und eine Bassgitarre mussten her. Alleine, ohne Anleitung, war es nicht einfach. YouTube versprach, dass man in 30 Tagen die Grundlagen lernen könnte, aber es dauert Jahre, und selbst dann stümpert man manchmal noch herum.
Meine Generation, die berühmte Boomer-Generation, hatte das Glück, die Entwicklung der modernen Musik hautnah zu erleben. Wir erlebten Woodstock, die Auflösung der Beatles und den Aufstieg von AC/DC. Wir hörten Disco, Glamour Rock, Punk Rock und die Neue Deutsche Welle. Mit Depeche Mode, The Police und U2 sahen wir Bands, die zu Weltstars wurden. Anfang der Neunziger veränderte sich alles ein wenig mit REM und Nirvana, aber es war der Abgesang unserer Jugend.
Im Laufe der Jahre haben wir immer wieder versucht, eine Band zu formen. Drei Sängerinnen, diverse Gitarristen und Keyboarder später, und nach Heiners Umzug nach Ostdeutschland, formte sich langsam eine Musikgruppe. Zunächst kam Halim, dann Daniel, der eigentlich schon aufgehört hatte, und schließlich Tomek. Unser Quartett war vollzählig.
Die Songs, die wir spielen, sind so verschieden wie die Bandmitglieder. Halim hat arabische Wurzeln und spielt intuitiv die richtigen Noten. Tomek singt mit einer Kraft, die jeden in Richtung Gänsehaut bringt. Daniel hat die meisten Kompositionen geschrieben und experimentiert stundenlang mit Sounds.
Mein Schlagzeugspiel hat sich verbessert, ohne hervorragend zu sein, aber die Jungs sind so nett und performen so, dass ich mithalten kann. Nun geht es auf die Bühne – der Henner Krogh Förderpreis. Hier haben schon viele gute Leute gespielt, unter anderem auch Daniel.
Der Preis ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Die Stiftung gibt es schon lange und wurde zu Ehren von Henner Krogh gegründet, der früh verstorben ist. Seine Eltern setzten ihm mit dieser Stiftung einen Gedenkstein, der viele Generationen von Musikern auf der Insel inspirieren sollte. Das Geld wird genutzt, um musikalische Projekte auf Sylt voranzutreiben.
Als Annika Feldmann, die Organisatorin, mich fragte, ob wir als TV-Sender zusammenarbeiten wollen, war die Freude groß. Ich durfte Menschen interviewen, die die Musik leben – von Arno Kraft, der mit 70 Jahren immer noch die coolste Sau auf den Bühnen der Insel ist, bis hin zu Michelle, die mit 17 Jahren vor einer Karriere im Musikbusiness steht. Wenn sie es denn will…
Die Gespräche haben mich gelehrt, Demut zu haben vor den Menschen, die so viel Zeit für ihre Passion opfern, ohne den Hintergedanken, viel Geld zu verdienen. Einfach der Musik wegen und um andere zu begeistern. Und irgendwie ist das Gefühl, nun Teil dieser Familie zu sein, ein gutes. Ich hoffe, dass ich, wenn am Samstag das Licht auf der Bühne angeht, mir nicht das Herz in die Hose rutscht. Denn das letzte Mal, dass ich vor so vielen Leuten gespielt habe, da waren keine Drumsticks in meinen Händen, sondern ein runder Ball auf dem Rasen.
Oder wie Tomek so schön sagte: “Du sitzt da und plötzlich hat dein linker Arm vergessen, dass er nach dem rechten Fuß eigentlich auf das Ding vor dir hauen soll. Was aber keine Unterschied macht, weil dein Hirn in dem Augenblick ohnehin völlig leer ist.” Er hat es nicht genau so gesagt, aber so war es sinngemäß.
Wir werden nun in den nächsten Tagen bis zur Generalprobe am Freitag die Idee der Henner Krogh Stiftung, die verschiedenen Bands und auch Henner Krogh noch einmal vorstellen. Bleibt dran und drückt allen Musikern am Samstag die Daumen.