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Ringelgänse im Wattenmeer vor Sylt: Ein faszinierendes Naturschauspiel

Jedes Frühjahr kehren bis zu 80.000 Ringelgänse ins schleswig-holsteinische Wattenmeer zurück, um sich auf den Salzwiesen für ihre lange Reise in die sibirischen Brutgebiete zu stärken. Die kleinen, dunklen Meeresgänse, die den Winter in England und Frankreich verbracht haben, nutzen die Region als wichtige Raststation. Hier legen sie in wenigen Wochen rund 25 Prozent ihres Körpergewichts zu – dank der nährstoffreichen Gräser und Kräuter der Salzwiesen, die ihnen die nötige Energie für ihren über 4.000 Kilometer langen Flug liefern.
Beobachtung leicht gemacht
„Die Gänse sind mittlerweile so an Menschen gewöhnt, dass sie sich auch ohne Fernglas gut beobachten lassen“, berichtet Michael Klisch, Leiter der Schutzstation Wattenmeer auf Hallig Hooge. Durch den Schutz des Nationalparks sind die Tiere weniger scheu und bieten einzigartige Naturerlebnisse direkt am Wegesrand.

Herausforderungen für den Bruterfolg
Für eine erfolgreiche Brut in der Arktis ist eine ausreichende Fettreserve entscheidend. „Nur gut genährte Ringelgänse können in Sibirien Nachwuchs großziehen“, erklärt Barbara Ganter, Ornithologin der Schutzstation Wattenmeer. Doch nicht nur die körperliche Verfassung der Tiere spielt eine Rolle: Auch Umweltfaktoren wie das Nahrungsangebot für Polarfüchse und Schneeeulen – etwa durch Lemmingpopulationen – beeinflussen den Bruterfolg. Schlechte Wetterbedingungen in der Arktis können ebenfalls problematisch sein, wie im Sommer 2024, als ungünstige Witterung nahezu keine Jungvögel hervorbrachte.
Sozialverhalten als Überlebensstrategie
Ringelgänse beeindrucken durch ihre soziale Organisation. In großen Gruppen wechseln sich die Tiere beim Fressen und Wachen ab: Während einige Gänse Nahrung aufnehmen, halten andere Ausschau nach Gefahren. Dieses Verhalten stärkt die Sicherheit und das Überleben der gesamten Gruppe.
Die Ringelganstage 2025
Vom 19. April bis 11. Mai 2025 bieten die 26. Ringelganstage auf den Halligen und entlang der Nordseeküste eine ideale Gelegenheit, dieses Naturspektakel live zu erleben. Die Veranstaltung wird von Naturschutzorganisationen wie der Schutzstation Wattenmeer, WWF, NABU und dem Verein Jordsand organisiert. Besucher können sich auf ein vielfältiges Programm freuen, das spannende Einblicke in das Leben der Ringelgänse bietet.
Das Biosphärenreservat Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen, ein UNESCO-Modellgebiet für nachhaltige Entwicklung, ist dabei nicht nur Lebensraum für die Gänse, sondern auch ein Vorbild für den Schutz von Natur und Kultur in Einklang mit menschlicher Nutzung.