Sylt News
Titel: Stellwerksstörung legt Marschbahn lahm: Sylter Pendler im Regen stehen gelassen – nicht nur vom Wetter

SYLT/NIEBÜLL. Für die Sylter Pendler begann der Dienstagmorgen mit einer unliebsamen Dosis unfreiwilliger Entschleunigung. Wer sich noch vor sieben Uhr in der Hoffnung auf einen produktiven Arbeitstag auf den Weg zum Bahnhof machte, wurde jäh ausgebremst. Nichts ging mehr. Der Zugverkehr auf der Marschbahn in Richtung Insel war komplett zum Erliegen gekommen und sollte für mehrere Stunden eine Geduldsprobe für Hunderte von Reisenden werden.
Das große Warten im Informations-Vakuum
Als offizielle Gründe für den Stillstand wurden auf den Anzeigetafeln schnell ein Stellwerkproblem in Husum sowie ein liegengebliebener Autozug zwischen Klanxbüll und Morsum genannt. Damit hatte der Pendler die Diagnose, aber nicht die Prognose. Und genau hier begann das eigentliche Drama, das jeder regelmäßige Bahnfahrer nur zu gut kennt: das Warten im Informations-Vakuum.
Eine Stunde und mehr verging, und während der Herbstwind den Regen unbarmherzig unter die Bahnsteigdächer peitschte, wurde die Atmosphäre zu einer stillen Studie der Resignation. Man konnte die verschiedenen Phasen der Pendler-Verzweiflung beobachten: Zuerst das optimistische Starren auf die Anzeigetafel, dann das nervöse Telefonieren mit dem Arbeitgeber, um Termine zu verschieben. Es folgten der resignierte Gang zum Kaffeeautomaten und schließlich jener Moment, in dem der letzte Funke Hoffnung erlischt. Blicke wurden zwischen Fremden ausgetauscht, ein wortloses Bündnis der Leidensgenossen, das nur ein einziges Gefühl vermittelte: „Ach, die Bahn mal wieder.“ Selbst das Bahnpersonal, das ebenfalls auf Anschluss wartete, zuckte nur ratlos mit den Schultern – eine entwaffnende Ehrlichkeit, die die Situation aber nicht erträglicher machte.
Die offizielle Kommunikation der Bahn beschränkte sich auf das Nötigste. Später bestätigte eine Sprecherin in nüchternem Bürokratendeutsch, was die frierenden Menschen auf dem Bahnsteig längst wussten: Es kam zu Teilausfällen und Verspätungen, Züge aus Hamburg wendeten vorzeitig in Niebüll. Eine Information, die zur akuten Problemlösung so hilfreich war wie ein Regenschirm im Orkan. Die entscheidende Frage – „Wann geht es weiter?“ – blieb unbeantwortet. Und so standen sie da, die Pendler, und wurden nicht nur vom Wetter, sondern auch von der Informationspolitik im Regen stehen gelassen.
Geduldsfaden gerissen, Tag gelaufen
Für viele war der Geduldsfaden nach über zwei Stunden des Ausharrens schließlich gerissen. Eine Passagierin fasste den allgemeinen Frust zusammen, als sie entnervt kehrtmachte, um den Heimweg anzutreten. Sie war nicht die Einzige. Etliche gaben auf – der Arbeitstag war ohnehin schon empfindlich gestört.
Erst gegen 9:15 Uhr, so hieß es von der Bahn, konnte die Störung von Technikern behoben und die Strecke wieder freigegeben werden. Der Betrieb normalisierte sich nur langsam. Zurück blieb bei den Pendlern der kalte Kaffee, die nassen Jacken und der altbekannte Ärger über eine Infrastruktur, auf die man angewiesen ist, deren Zuverlässigkeit aber immer wieder einem Glücksspiel gleicht.