Sylt News
Nord Nord Mord auf Sylt: Das alte Kliff – Kommentar
Gestern Abend waren sie wieder unterwegs. Behrendsen, Feldmann und Clüver. Ich freue mich immer auf die Serie. Wobei ich mich wundere, dass es überhaupt noch Einwohner in Schleswig-Holstein gibt. So viele Killer in unserem schönen Bundesland….
Man kann so schön lästern. Der Versuch, die Orte zuzuordnen, fällt selbst einem Sylter schwer, denn grundsätzlich – egal in welches Sylter Dorf es geht – fahren die Fahrzeuge über die alte Panzerstraße Richtung List. Angekommen steigen sie dann in Hörnum, Kampen, Keitum oder Westerland aus. Nachvollziehbar. Drehgenehmigungen auf öffentlichen Straßen sind unter Umständen schwer zu bekommen. Muss ja auch nicht. Offensichtlich reichen Dünen und die immer wiederkehrenden Reetdachhäuser. Selbst Clüver wohnt in einer 5-Millionen-Euro teuren Villa, die mit Reet gedeckt ist und selbst Millionäre verblassen lässt.
Der Weg über die Panzerstraße führte Behrendsen und Feldmann nach List, um in Tinnum in der Bogenschießanlage wie von Zauberhand zu erscheinen. In der ersten Sequenz beim Bogenbauer sah man übrigens zwei Schauspieler, die eher aus einer Soap für Kleinganoven entsprungen schienen. Auch das ist nachvollziehbar. Schließlich wachsen Brad Pitts nicht in den nordfriesischen Dünen.
Dem Drehbuchschreiber fiel dann ein: Er muss einfach viele Bausteine zusammensetzen, die in jedem Fall jegliches Klischee erfüllen. Ein Autor, der auf Sylt seine Bestseller schreibt, eine Goldschmiedin, die armen Sylter Dienstleister, die buckeln und pleite sind, während die reichen Touristen im Garten Austern schlürfend ihren mit Brillanten gegürteten Fiffi nachweinen. Apropos Fiffi. Der Rauhaardackel des Streifenpolizisten Schneider war das Highlight des Abends.
Als dann der Hausmeister alias Hundeentführer zugab, der Geiselnehmer zu sein und alles Geld den armen Sylter Kindern gespendet zu haben, wurde es ein wenig absurd. Die Sylter Kinder würden in Schulen sitzen, die ein undichtes Dach hätten, während der Sportverein Rollrasen für einen sechsstelligen Betrag bestellt hat. Fehlen nur noch Punks, die auf den Straßen Kampens marodierend Nazis jagen. Da hat aber jemand Google nach Skandalen bemüht.
Abgerundet wurde die Story dann durch die Mörderin, die auf dem “Alten Kliff” stand. Ich suche nun schon die ganze Zeit in alten Landkarten. Ein solches Kliff gibt es nicht, oder?
Vor allem gibt es auf Sylt keine Stelle, deren Düne unmittelbar an der Westseite an das Wasser grenzt. Hörnum ausgenommen. Falls dies der Fall ist – bei schweren Sturmfluten – ist die Chance gleich null, dass sich ein kleines Kind auf den Dünenrand stellt. Nun gut – Fiktion, die in einem Rosamunde-Pilcher-Film in Cornwall vielleicht besser aufgehoben wäre. Ebenso wie der Drehbuchautor übrigens.