Sylt News

Geld macht doch glücklich. Gute Nachrichten für Sylter Immobilienbesitzer?

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Haus Hansen

ein Kommentar von Axel Link

“Hollywood will uns weismachen, dass im Leben etwas anderes zählt als Kapital. Doch für Immobilienbesitzer auf Sylt gibt es gute Nachrichten.”

Dies ist die Subheadline  (also Unterüberschrift, die das Thema des Artikels erweiternd erklärt) einer Schlagzeile im renommierten Handelsblatt (vom 23. September 2023) zum Thema Geld und Glück. Verfasst hat sie der nicht minder renommierte Journalist Tillmann Prüfer. Er ist stellvertretender Chefredakteur des ehrwürdigen ZEIT-Magazins und Kolumnist für das Handelsblatt. Es gibt also gute Nachrichten für Immobilienbesitzer auf Sylt. Echt? Die Herleitung ist ebenso interessant, wie die Schlußfolgerung, daß Immobilienbesitzer auf Sylt fast zwangsläufig glücklich sind,  irreführend.

Die Vertreibung aus dem Paradies

Viele sind es eben nicht. Auch wenn bekannter Maßen sehr viele wohlhabende Menschen hier auf der Insel Eigentum erworben haben, gibt es noch immer zahlreiche Sylter die Grund und Boden auf der Insel ihr eigen nennen dürfen. Und viele davon sind eben nicht besonders reich, fahren keinen Ferrari und haben auch kein Boot. Natürlich haben Grund und Boden einen hohen Wert, der hat aber  zahlreiche Familien auf Sylt eher ins Unglück gestürzt als das Glück gemehrt. Das ist schon beinahe der Normalfall: Die Eltern sterben und die Kinder erben. Im Haus aus den 50er Jahren müßte eine Menge investiert werden und die Geschwister (die eben nicht auf Sylt bleiben wollen) müßen (von dem der gerne bleiben möchte) ausgezahlt werden. Und schon beginnt die Vertreibung aus dem Paradies. Gelebte Praxis bei Sylter Familien mit Sylter Immobilienbesitz.

Aber zunächst noch einmal zurück zu Herrn Prüfer. Worum geht es in seiner Kolumne inhaltlich? Er leitet sauber her, daß Geld eben doch glücklich macht. Ein zentraler Satz: “Der US-Psychologe Daniel Kahnemann hat hingegen schon im März dieses Jahres eine Studie veröffentlicht, die behauptet, dass es überhaupt keinen Sinn macht, davon auszugehen, dass der Glücksgewinn nichts mit mehr Geld zu tun hat. Seinen Berechnungen zufolge bedeutet mehr Geld sehr wohl mehr Glück – und zwar bis zu einem Jahreseinkommen von 500.000 Euro.”

Aber bitte mit Reet

Doch wie kommt Herr Prüfer nun zu der Schlussfolgerung “doch für Immobilienbesitzer auf Sylt gibt es gute Nachrichten”. Offen  gestanden, kann ich dies selbst nach dem intensiven Studium der Handelsblattkollumne nicht so ganz erklären, außer, daß Sylt irgendwie immer eine Schlagzeile hergibt und Leser aufmerksam macht. Und in der zugegeben interessanten Kolumne gibt’s dann auch genau einen Satz, der auf Sylt hinweist. Nämlich der: “Ein Ferienhaus, ein Ferrari und ein Boot machen also doch glücklich. Das mag die vielen Immobilienbesitzer auf Sylt beruhigen. Es war also nicht alles umsonst.” Was genau war jetzt nicht umsonst, Herr Prüfer? Der Kauf der Immobilie auf Sylt? Oder der Erwerb eines Ferraris und eines Bootes? Im übrigen fahren vermutlich 99,9 % der Immobilienbesitzer auf Sylt keinen Ferrari. Die meisten haben auch kein Boot, zumal Sylt ein ausgesprochen schwieriges Segelrevier ist. Der bekannte Sylter Kabarettist Manfred Degen hat mir in einem Interview einmal erzählt, daß der größte Fehler seines Lebens der Kauf eines Segelbootes war, das überwiegend im Rantumer Hafen rumlag. Und die überwiegende Mehrheit der Sylter Eigenheimbesitzer verdienen auch keine 500.000 €. Zahllose Vermieter schaffen es durch die Vermietung einer Einliegerwohnung, eines Apartments, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Damit können sie auf Sylt bleiben und leben auch nicht schlecht. Und ja, es gibt auch die sehr wohlhabenden “Zweithausbesitzer” auf der Insel. Aber wenn schon, dann bitte mit Reet. Aber auch die fahren meist keinen Ferrari und wenn sie ein Boot haben, dann liegt es wahrscheinlich in einem Hafen auf Mallorca. Und die Geschichten über die wohlhabenden Reetdachhaus-Besitzer machen dann auch schon mal richtig Auflage. Aber bitte mit Reet, von Eric Weißmann war lange auf der Spiegel-Bestseller-Liste.

Wie gesagt Sylt macht nicht nur süchtig, sondern auch Auflage.

 

Sylt macht glücklich

Aber eines stimmt absolut, lieber Herr Prüfer: Sylt macht glücklich.  Dafür brauchen sie noch nicht einmal Immobilienbesitz. Das hat schon seinen Grund, warum jedes Jahr rund eine Million Menschen nach Sylt pilgern und sich freiwillig die Inselsilhouette als Werbung auf ihr Auto kleben. Sylt ist wunderschön, die Luft unglaublich gesund, der Strand weltweit unerreicht, die Gastfreundschaft legendär. Sylt ist immer eine Reise wert. Prüfen Sie das doch mal, Herr Prüfer. Und wenn Sie da sind, lade ich Sie gerne auf eine Tasse Friesentee ein. Ich mag das ZEIT-Magazin.

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