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40 Jahre Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer: Eine Bilanz zwischen Welterbe und Klimakrise
Schleswig-Holstein. Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer feiert 2025 sein 40-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum ist Anlass, nicht nur die beeindruckenden Errungenschaften seit 1985 zu würdigen, sondern auch die drängenden Herausforderungen der Zukunft zu beleuchten, denen sich das einzigartige Ökosystem stellen muss.
🌟 40 Erfolge: Die Krönung des Naturschutzes
In den vergangenen vier Jahrzehnten hat sich der Nationalpark von einem umstrittenen Schutzgebiet zu einem international anerkannten Vorzeigeprojekt entwickelt.
Globale Bedeutung und Akzeptanz
Die größte Anerkennung ist die Auszeichnung des gesamten Wattenmeeres als UNESCO-Weltnaturerbe – das „Erbe der Menschheit“. Dies wurde durch den Trilateralen Wattenmeerschutz ermöglicht, bei dem Dänemark, Deutschland und die Niederlande eng zusammenarbeiten. Längst ist der Nationalpark, der sich heute als UNESCO-Biosphärenreservat auch als Modellregion für nachhaltiges Leben und Wirtschaften versteht, ein „Meisterwerk des Interessensausgleichs“. Die Akzeptanz vor Ort ist hoch, und der Naturschutz ist zu einem Wirtschaftsfaktor geworden.
Schutz und Artenvielfalt
Dank des starken Nationalpark-Gesetzes konnte das Schutzziel „Natur Natur sein lassen“ erfolgreich umgesetzt werden. Dies zeigt sich im Zuwachs bei Robbe, Hummer, Löffler und Co.. Etwa die Hälfte der Salzwiesen wird heute nicht oder nur extensiv beweidet, was eine natürliche Entwicklung von Flora und Fauna ermöglicht. Auch die intensive Arbeit mit den Nutzern führte zu Erfolgen, etwa der Miesmuscheleinigung und stetigen Schritten zur nachhaltigen Gestaltung der Krabbenfischerei.
Kompetenz und Wissen
Die Nationalparkverwaltung agiert mit Expertise als Anwältin des Wattenmeeres. Die Ranger*innen sind das freundliche und wachsame Gesicht vor Ort. Mithilfe des Monitorings, das seit 1994 die Grundlage für alle Entscheidungen bildet, werden Natur-Daten transparent und öffentlich gemacht. Über das Multimar Wattforum und zahlreiche Nationalpark-Häuser wird das Wissen an jährlich fast eine Million Interessierte vermittelt.
⚠️ 10 Herausforderungen: Der Blick nach vorn
Trotz aller Erfolge sieht sich der Nationalpark mit komplexen und existentiellen Herausforderungen konfrontiert, die sofortiges Handeln erfordern:
Klimakrise und Wandel
Die Klimakrise stellt die größte Bedrohung dar. Der Meeresspiegelanstieg gefährdet das Ökosystem langfristig in seiner Substanz. Die Notwendigkeit, den permanenten Wandel zu beobachten, um auf Gefährdungen wie den Biodiversitätswandel reagieren zu können, steht im Fokus der Arbeit.
Nutzungsdruck und Energiebedarf
Der Nationalpark steht im Spannungsfeld des notwendigen Energiebedarfs. Die Transformation hin zu erneuerbaren Energien muss naturverträglich gestaltet werden, etwa durch die Bündelung von Stromkabeltrassen aus Offshore-Windparks. Gleichzeitig müssen Nutzungskonflikte (z.B. Fischerei, Aquakultur) gelöst werden, um das Kernziel „Natur Natur sein lassen“ nicht zu gefährden.
Schutz der Tierwelt und Tourismus
Die Rolle des Wattenmeeres als Drehscheibe des afro-arktischen Vogelzuges muss erhalten werden, da Küstenvögel zunehmend durch Krankheitserreger und Lebensraumveränderungen bedroht sind. Zudem müssen gefährdete Brutvogelarten wie der Austernfischer vor Prädatoren geschützt werden. Im Tourismus liegt der Fokus auf Klasse statt Masse, um ökologische und soziale Aspekte in Einklang mit der Wirtschaftlichkeit zu bringen.
Moderne Kommunikation
Zukünftig muss der Nationalpark das Spannungsfeld Naturerleben digital meistern, um die Reichweite der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu erhöhen, ohne das Naturerlebnis selbst zu trivialisieren. All diese Aufgaben müssen auch in Krisenzeiten mit hoher Priorität verfolgt werden, da eine widerstandsfähige Natur die Grundlage menschlichen Lebens darstellt.
Die Zusammenstellung der Erfolge und Herausforderungen dient der Nationalparkverwaltung als Leitfaden für die zukünftige Arbeit und als Bekenntnis, das einmalige Erbe des Wattenmeeres zu bewahren und weiterzuentwickeln.



