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Zukunft der Pflege auf Sylt: Zeit drängt für neues Pflegeheim – SPD initiiert Fachaustausch

Inselweiter Konsens: Ein modernes Pflegeheim wird auf Sylt dringend benötigt. SPD bringt Betreiber und Experten an einen Tisch.
Auf Sylt herrscht große Übereinstimmung: Die Insel braucht zwingend ein neues, zeitgemäßes Pflegeheim. Um den gravierenden Mangel an Pflegeplätzen aktiv anzugehen, hatte die SPD-Fraktion zu einem Gesprächsabend geladen. Ziel war es, mit Betreibern, Fachleuten aus der Selbstverwaltung und engagierten Bürgern Lösungsansätze für die unzureichende Versorgungslage zu erörtern. Fundierte Expertise brachte Oliver Kern, Geschäftsführer des AWO-Kreisverbandes Essen, als neutraler Fachmann ein. Er verantwortet dort sechs Pflegeeinrichtungen mit etwa 650 Bewohnerinnen und Bewohnern.
SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Marnitz konnte rund 20 interessierte Gäste begrüßen. Anwesend waren unter anderem Ortwin Merckens für die Johanniter, Carmen Christiansen für das DRK, Martha Berendes vom Seniorenbeirat sowie Vertreterinnen und Vertreter der Grünen, des SSW, der Insulaner und der SPD.
Oliver Kern, der eigens für diese Veranstaltung aus dem Ruhrgebiet angereist war, skizzierte in einer Multimedia-Präsentation die gesetzlichen und infrastrukturellen Anforderungen für den Bau und den laufenden Betrieb eines Pflegeheims. Ein wesentlicher Aspekt seiner Darlegungen betraf die Wirtschaftlichkeit solcher Einrichtungen. Kern betonte: „Für einen betriebswirtschaftlich soliden Betrieb unter den richtigen Rahmenbedingungen benötigt ein Pflegeheim mindestens 100 Plätze.“ Seine AWO-Heime in Essen kämen ohne kommunale Defizitausgleiche aus – eine deutliche Abweichung zur Situation auf Sylt, wo die Gemeinde erhebliche Mittel zur Unterstützung der beiden bestehenden, kleineren Heime aufwenden muss.
Ein zentrales Thema in der anschließenden Diskussion mit den Sylter Pflege-Praktikern der Johanniter und des DRK war die schwierige Gewinnung von qualifiziertem Pflegepersonal auf Sylt. Man war sich einig, dass der Rückgriff auf externe Personaldienstleister hohe finanzielle Unwägbarkeiten mit sich bringt und dieser Bereich dringend einer gesetzlichen Regulierung bedarf.
Da Sylt mit seinem aktuellen Angebot von lediglich 77 stationären Pflegeplätzen im Kreis Nordfriesland die niedrigste Versorgungsquote aufweist, herrschte Einigkeit über die Notwendigkeit, schnellstmöglich mit konkreten Planungen zu beginnen. Oliver Kern unterstrich die Dringlichkeit mit seiner Erfahrung: „Von der ersten fundierten Planung bis zur tatsächlichen Inbetriebnahme eines Pflegeheims vergehen erfahrungsgemäß mindestens fünf Jahre.“
Der SPD-Vorsitzende Gerd Nielsen und Fraktionschef Peter Marnitz bewerteten die Veranstaltung positiv: „Der direkte Austausch der Sylter Akteure mit dem unabhängigen Experten hat uns als Kommunalpolitiker wertvolle Impulse gegeben.“ Sie bedauerten jedoch, dass durch einen Beschluss von CDU und SWG der Start konkreter Planungsschritte auf unbestimmte Zeit vertagt wurde. „Der Abend motiviert unsere Fraktion aber umso mehr, alle verfügbaren Möglichkeiten zu nutzen, um die Pflegesituation auf Sylt nachhaltig und zukunftsfähig zu verbessern“, so Marnitz abschließend.