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Sylt News: Gritje Stöver tritt als Vorsitzende des Hauptausschusses zurück und kritisiert Bedeutungsverlust des Gremium

Sylt – Gritje Stöver (CDU), die Vorsitzende des Hauptausschusses der Gemeinde Sylt, hat angekündigt, ihren Vorsitz sowie ihre Mitgliedschaft im Ausschuss zum 19. November 2025 niederzulegen. In einer Erklärung begründet sie diesen Schritt mit dem erheblichen Bedeutungsverlust des Gremiums, das sie nicht länger als „Proforma-Ausschuss“ leiten wolle.
Die Gründe: Ein Gremium ohne volle Funktion
Als zentralen Grund für ihre Entscheidung nennt Stöver, dass der Hauptausschuss „so stark reduziert“ wurde, dass er seine eigentlichen Aufgaben nicht mehr vollständig erfüllen könne. Ihr Anspruch sei es, ein „lebendiges und diskussionsfreudiges Gremium“ zu leiten, das auf Basis fundierter Informationen der Verwaltung tragfähige Entscheidungen treffe.
Diese Grundlage sieht sie als nicht mehr gegeben an. Sie verweist auf „anderweitige Strukturen“, die den Handlungsspielraum des Ausschusses zu stark einschränken. Diese Formulierung deutet darauf hin, dass Entscheidungen zunehmend in anderen Zirkeln oder auf anderen Wegen getroffen werden, wodurch die formale Arbeit des Hauptausschusses untergraben wird.
Die Vorsitzende erklärt, ihre eigenen Versuche, die Arbeitsfähigkeit des Ausschusses wiederherzustellen, seien erfolglos geblieben. Der Rücktritt sei daher die Konsequenz aus einer verantwortungsvollen und ehrlichen Haltung, da ihre Lösungsansätze erschöpft seien.
Ein politisches Signal
Die Niederlegung des Amtes wird in politischen Kreisen als deutliches Protestsignal gewertet. Es ist mehr als eine persönliche Entscheidung; es macht öffentlich auf einen internen Konflikt über politische Prozesse und die Verteilung von Zuständigkeiten aufmerksam.
Indem Gritje Stöver erklärt, dass Ämter „Verantwortung auf Zeit“ und kein Selbstzweck seien, stellt sie ihren Schritt als Akt der Integrität dar. Sie sei nicht bereit, einem Gremium vorzustehen, das seine demokratische Kontroll- und Gestaltungsfunktion verloren hat.
Appell für die Zukunft
In ihren abschließenden Worten dankt sie den Ausschussmitgliedern für die bisherige Zusammenarbeit, insbesondere für „gegenseitige Wertschätzung und die konstruktive Debatte“. Dies kann als Appell verstanden werden, zu diesen Prinzipien der „gelebten Demokratie“ zurückzufinden. Sie äußert die Hoffnung, dass die Nachfolge an dieser überparteilichen Gestaltungskraft festhalten wird.
Der Rücktritt von Gritje Stöver wirft ein Schlaglicht auf die internen Machtstrukturen und die politische Kultur in der Gemeinde Sylt und dürfte eine Debatte über die Rolle und Relevanz der politischen Ausschüsse auslösen.
Hier der Wortlaut:
Wie bereits in der vergangenen Gemeindevertretersitzung angekündigt, werde ich meinen Vorsitz im Hauptausschuss sowie meine Mitgliedschaft im Hauptausschuss zum 19. November 2025 niederlegen, um eine lückenlose Neubesetzung im Rahmen der Gemeindevertretersitzung am 20. November zu ermöglichen.
Ämter sind kein Selbstzweck, sondern Verantwortung auf Zeit. Es war niemals mein Ziel, einen Proforma-Ausschuss zu leiten, der so stark reduziert wird, dass er seine Aufgaben nicht mehr vollständig erfüllen kann. Mein Anspruch ist es, ein lebendiges und diskussionsfreudiges Gremium zu ermöglichen, getragen von fundierten Informationen und ihrer sachgerechten Einbringung durch die Verwaltung. Nur auf dieser Grundlage entstehen tragfähige Entscheidungen, die wir offen und ehrlich vor den Menschen auf unserer Insel vertreten können. Wenn dieser Anspruch durch anderweitige Strukturen zu starkeingeschränkt wird, verliert das Gremium an Bedeutung.
Dies ist aktuell eingetreten. Meine Versuche, eine dem Hauptausschuss gerecht werdende Basis wieder herzustellen, blieben ohne den gewünschten Erfolg. Im Rahmen meiner verantwortungsvollen und ehrlichenHaltung sind meine Ideen zur Lösung der Situation erschöpft. Daher lege ich dieses Amt nieder.
Ich bedanke mich bei allen Ausschussmitgliedern, die in den vergangenen Jahren trotz großer Herausforderungen den Weg der gegenseitigen Wertschätzung und der konstruktiven Debatte mit mir gegangen sind. Besonderer Dank gilt meinen Stellvertretern Peter Erichsen und Roland Klockenhoff für den Austausch und ihre Unterstützung bei den sitzungsvorbereitenden Besprechungen. Genau das ist es, was man unter gelebter Demokratie versteht. Ich hoffe, dass mein Nachfolger an dieser überparteilichen Gestaltungskraft festhält.