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Spielbank Sylt: Könnte sie eines Tages wieder eröffnen?

Nach fast 70 Jahren Spielbankbetrieb schloss die Spielbank Sylt ihre Türen im Jahr 2021, weil der Mietvertrag für die Räume im Rathaus nicht verlängert wurde. Auf den ersten Blick klingt das wie ein banaler Verwaltungsakt, tatsächlich markierte es aber das Ende einer Ära, die vielen Syltern und Stammgästen noch im Gedächtnis ist.
Deshalb musste die traditionsreiche Spielbank schließen
Die Gründe für das Aus lagen nicht allein in einem ausgelaufenen Vertrag. Eine Spielbank benötigt Räume, die besonderen Anforderungen genügen und auf einer Insel wie Sylt ist passender Platz rar und teuer. Es ging nicht nur um eine große Halle mit Tischen und Automaten, sondern auch um Sicherheitsbereiche, Zugangskontrollen und eine Ausstattung, die den Vorgaben des Glücksspielrechts entspricht. Ein Ersatzstandort ließ sich trotz aller Bemühungen nicht finden.
Die Schließung war ein tiefer Einschnitt, wenn man bedenkt, wie stark die Spielbank über Jahrzehnte das gesellschaftliche Leben der Insel prägte. In den Anfangsjahren nach der Gründung hatte sie fast etwas Mondänes, ein Treffpunkt für Reiche, Berühmte und Neugierige. Später verlor sich dieser Glanz, die Tische wurden weniger, die Räumlichkeiten kleiner und am Ende blieb nur noch ein Schatten der früheren Bedeutung. Das Bild eines eleganten Casinos wich zunehmend einer nüchternen Einrichtung, die zwar Spieler anlockte, aber nicht mehr den alten Zauber versprühte.
Wirtschaftliche Realitäten und die Rolle des Online-Glücksspiels
Während über die Zukunft spekuliert wird, lohnt ein Blick auf die wirtschaftliche Gegenwart. Die Spielbanken in Schleswig-Holstein sind solide aufgestellt, verfügen über Rücklagen in Millionenhöhe und können sich im Vergleich behaupten. Der Betrieb einer Spielbank ist teuer. Von Personal über Sicherheit bis hin zu Technik und Einrichtung summieren sich die Kosten und all das will durch genügend Besucher gedeckt werden.
Hinzu kommt die Konkurrenz durch Online-Glücksspiel. Schleswig-Holstein war das erste Bundesland, das seinerzeit eigene Lizenzen für virtuelle Casinos ausgab. Spieler haben sich längst daran gewöhnt, von zuhause aus beste Merkur Slots und andere beliebte Spiele auszuprobieren.
Diese Entwicklung wirft die Frage auf, ob eine physische Spielbank auf Sylt überhaupt noch die Anziehungskraft entfalten könnte, die sie bräuchte, um wirtschaftlich zu überleben. Auf der Insel gibt es auch nur noch zwei Spielhallen sowie vereinzelte physische Spielautomaten in Gastronomien.
Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass Glücksspiel für viele ein Erlebnis im sozialen Raum ist. Die Atmosphäre, die Gespräche am Tisch, das gemeinsame Jubeln und Bangen lässt sich digital nicht so einfach ersetzen. Es könnte also gerade in einem touristischen Umfeld wie Sylt ein Vorteil sein, wenn eine Spielbank wieder als Ort der Begegnung und Unterhaltung positioniert wird.
Tradition und neue Konzepten – diese Ideen gibt es für die Zukunft
Mit dem Ende des klassischen Casinobetriebs stellte sich schnell die Frage, ob Sylt dauerhaft ohne Spielbank auskommen muss oder ob sich ein neues Kapitel aufschlagen lässt. Erste Ideen wurden bereits skizziert, etwa ein modernes „Clubsino Sylt“, das nicht nur Roulette und Blackjack bietet, sondern auch Bar, Lounge und kulturelle Events.
Der Gedanke dahinter ist klar: Glücksspiel allein reicht heute oft nicht mehr aus, um Menschen in Scharen anzuziehen. Es geht um Erlebniswelten, um Abende, die mehr sind als ein Spiel am Automaten oder am Tisch.
Ob ein solches Konzept auf Sylt funktionieren könnte, ist eine spannende Frage. Die Insel lebt vom Tourismus und genau diese Gäste suchen häufig nach Angeboten jenseits von Strand und Wattwanderung. Ein Ort, an dem sich Spiel, Kultur und Gastronomie miteinander verweben, könnte daher durchaus ein Publikum finden. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob die Balance gelingt, denn zu viel Eventcharakter könnte den traditionellen Charme eines Casinos überdecken.
Der rechtliche Rahmen
Die Wiedereröffnung einer Spielbank ist nicht allein eine Frage der Finanzierung oder der architektonischen Möglichkeiten, sondern hängt entscheidend von den gesetzlichen Rahmenbedingungen ab. In Schleswig-Holstein gibt es aktuell vier Standorte in Kiel, Lübeck, Flensburg und Schenefeld. Alle werden von der landeseigenen Spielbank SH GmbH betrieben.
Doch die Tage des staatlichen Engagements sind gezählt. Die Landesregierung plant, sich aus dem Betrieb zurückzuziehen und die Konzessionen in private Hände zu geben. Frühestens 2026 soll das passieren, denn dann laufen die derzeitigen Genehmigungen aus. Danach wird ein einziges Unternehmen die landesweite Konzession erhalten, das bis zu fünf Standorte betreiben darf. Damit ist klar, dass jeder neue Standort hart erkämpft werden muss, weil die Zahl der Spielbanken im Land weiterhin streng begrenzt bleibt.
Für Sylt bedeutet das, selbst wenn ein Betreiber Interesse zeigt, müsste er im Wettbewerb mit etablierten Standorten antreten. Politische Entscheidungen spielen also eine mindestens ebenso große Rolle wie wirtschaftliche Überlegungen. Ohne Anpassung des Spielbankgesetzes und ohne den Willen, die Insel in die Liste der Standorte aufzunehmen, bleibt jede Vision eines „Clubsino“ nur ein schöner Traum.
Chancen für die Insel und welche Hürden bleiben
Ein neues Casino könnte durchaus eine Bereicherung für die Insel sein. Zusätzliche Arbeitsplätze, ein Anziehungspunkt für Gäste und vielleicht sogar ein Ort, der Sylt ein Stück weit kosmopolitisches Flair zurückgibt. In einer touristisch geprägten Region, die stets nach besonderen Angeboten sucht, wäre das ein willkommenes Plus.
Doch die Hürden sind nicht zu unterschätzen. Die Immobilienpreise auf Sylt gehören zu den höchsten in Deutschland und geeignete Flächen sind knapp. Hinzu kommt die strenge Regulierung. Eine Spielbank muss komplexe bauliche und technische Standards erfüllen, von Sicherheitskonzepten bis hin zum Brandschutz. All das bedeutet hohe Investitionskosten, die sich nur schwer kalkulieren lassen.
Wie realistisch ist ein Comeback der Spielbank Sylt?
Die Zukunft bleibt offen, die Spielbank auf Sylt ist jedenfalls Geschichte und bis 2026 wird sich ohnehin nichts ändern, denn die bestehenden Konzessionen laufen weiter. Erst mit der Neuvergabe könnte eine Chance entstehen, dass Sylt wieder auf die Landkarte des Casino-Betriebs gesetzt wird. Allerdings scharrt man auch in Bargteheide in den Hufen und prüft, ob sich dort eine Spielbank lohnen könnte.
Für Sylt sind verschiedene Szenarien denkbar. Eine klassische Spielbank mit all dem Glanz und der Tradition vergangener Tage erscheint eher unwahrscheinlich, ein modernes Konzept im Stil eines „Clubsino“ dagegen realistischer. Möglich ist aber auch, dass Sylt dauerhaft ohne Casino bleibt und die Spielbankgeschichte nur noch in Erinnerungen und Archiven weiterlebt.
Bildquelle: https://unsplash.com/de/fotos/GikVY_KS9vQ