Satire
Pfingsten auf Sylt: Wenn Bodo und Justus die Insel endgültig übernehmen

Es ist wieder soweit: Pfingsten auf Sylt – der Moment, in dem die Insel endgültig kapituliert und sich dem Ansturm der urbanen Wohlstandsjugend ergibt. Zwischen Dünen, Champagner und Parkplatznot herrscht Ausnahmezustand. Wer glaubt, Sylt sei an normalen Wochenenden schon voll, hat Pfingsten noch nicht erlebt: Die Insel platzt aus allen Nähten, und selbst die Möwen fliegen lieber Umwege.
Die große Anreise – Woodstock auf Schienen, nur mit mehr Ego
Schon in Klanxbüll beginnt das Elend: Die Autos, die zu peinlich für den Showroom auf Sylt sind, werden in jede noch so absurde Parklücke gezwängt. Wer will schon mit dem Smart auf die Insel, wenn Papas Leasingvertrag für den Cayenne noch läuft? Die anderen drängeln sich auf den Autozug, wo BWL-Bodo und Jura-Justus, frisch gebügelt und mit Papas Kreditkarte bewaffnet, zwischen G-Klasse und Range Rover posieren. Die Stimmung: Wie Woodstock, nur dass statt Joints, Liebe und Frieden Ruinart-Champagner und Daddy Issues verteilt werden. Die Playlist? „L’amour toujours“ in Dauerschleife, dazu das sanfte Klimpern der Amex Platinum. Mit “Safe Place” Armbändchen natürlich. Man hat gelernt.
Wer zu viel gefeiert hat, nimmt die Bahn – der Führerschein ist eh noch bei der Polizei, sicher verwahrt seit dem letzten Pfingsten. Die Polizei, mittlerweile mit uniformierten Partycrashern aus ganz Deutschland verstärkt, fängt die auf, die schon vor Westerland so voll sind, dass selbst der Kragen des Ralph-Lauren-Polos nicht mehr alles zusammenhält. Die Sylter und Pendler steigen spätestens in Morsum aus – Fluchtreflex. In der Nacht geht die Jagd auf die volltrunkenen Kids los, die meinen mit Papas Porsche mit 190 Sachen Richtung Sansibar fahren zu müssen.
Parkplatzsuche – Darwinismus auf Sylter Art
In Kampen wird die Parkplatzsuche zum Gladiatorenkampf. Wer einen legalen Parkplatz findet, bekommt eigentlich automatisch ein Grundstück am Watt – so selten ist das. Der Rest parkt, wo es gerade passt: Bürgersteig, Radweg, Vorgarten, notfalls auch im Watt. Hauptsache, das Auto ist im Hintergrund der Insta-Story. Das endet dann schon einmal hin und wieder am Abschlepphaken. So geschehen vor ein paar Jahren, als einer der Trottel versuchte mit seinem Tesla am Kampener Strand einzuparken.
Party, Prosecco, Papas Plastik – Das große Fressen
Kaum angekommen, stürzen sich die „Schönen und Reichen“ und die, die sich dafür halten ins Getümmel. Gogärtchen, Pony, Rotes Kliff – die Hotspots sind so überfüllt, dass man sich fragt, ob hier nicht längst im Schichtbetrieb gefeiert wird. (es wird) Die Getränkewahl: Rosé in der Magnumflasche oder Ruinart-Champagner, serviert mit dem nötigen Understatement und einem diskreten Hinweis auf den Kontostand und die Kontaktdaten des Familienanwalts. BWL-Bodo bestellt noch schnell eine Acai-Bowl, um das schlechte Gewissen zu beruhigen, während Jura-Justus überlegt, ob er nicht einfach auf Sylt bleiben sollte – Jura kann man schließlich auch im Beach Club studieren, solange das WLAN hält.
Sylt – Insel der unbegrenzten Möglichkeiten (für Papas Kreditkarte)
Pfingsten auf Sylt ist ein Festival der Dekadenz. Wer es durch Stau, Parkplatzhölle und Menschenmassen geschafft hat, wird belohnt: Mit Beats am Strand, Champagner im Sonnenuntergang und der tröstlichen Gewissheit, dass die Kreditkartenabrechnung erst im Juli kommt – und bis dahin ist man eh wieder auf Malle.
The Day After – Katerstimmung deluxe
Zurück bleiben Scherben, zerstörte Strandkörbe, leere Champagnerflaschen und Müllberge, die selbst die Möwen ratlos machen. Die Wirte reiben sich die Hände, die Sylter rollen die Augen und räumen ab Dienstag wieder auf – bis zum nächsten Ansturm. Immerhin: Dann gibt’s für sie auch wieder Parkplätze in Klanxbüll. Für die Sylter ist nun zuächst vier Wochen Schluß mit Stress, denn die Zweit zwischen Pfingsten und Ferienanfang katapultiert die Insel wieder in die gefühlte Winterpause.
Pfingsten auf Sylt – Luxus, Lärm und Latte Macchiato
Pfingsten auf Sylt ist wie Woodstock – nur ohne Ideale, dafür mit Designerpulli, Ruinart-Champagner und Parkschein statt Peace-Zeichen. BWL-Bodo und Jura-Justus sind bereit. Die Insel auch. Und wenn’s zu voll wird, bleibt immer noch der Strandkorb – natürlich reserviert, versteht sich. Oder wie ein bekannter Paketbote sagte: Ich kündige!