Satire
Möwen außer Rand und Band – Bernd und Beate im Kampf gegen das Küstenkonzert

In der Bötticherstraße tobt mal wieder das uralte Duell zwischen Bernd und Beate aus Landau und ihren gefiederten Dauergästen. Inzwischen verläuft das Möwenmanagement nach einer ganz eigenen Strategie: Bernd, mit stoischer Hingabe, beschallt morgens das Haus mit einer Schallplatte voller Möwengesang. Die Hoffnung, dass Konkurrenz abschreckt, verpufft allerdings binnen Minuten – die Möwen versammeln sich zum Karaoke, und er selbst kann Edith Piaf schon im Schlaf mitsingen.
Beate hingegen bringt jedes Frühjahr einen neuen aufblasbaren Flamingo aufs Dach. Angeblich ein unübersehbares Warnsignal für ziehende Schwärme – doch was passiert? Die Möwen organisieren ein Massenpicknick und erklären den Flamingo kurzerhand zum Hotspot des Viertels.
Selbst der Versuch, mit kunstvollen Möwen-Attrappen aus Pappmaché im Garten Territorien abzustecken, scheitert kläglich: Kaum aufgestellt, dienen sie als Fotokulisse für die echten Exemplare, die sich über die fehlende Verpflegung beschweren. Und während Bernd draußen steht und aus dem „Handbuch der Friedfertigkeit“ vorliest, steigen die Möwen einfach im Takt ein und steigern ihr Kreischen zur Perfektion.
Beate glaubt an pfälzische Tradition und dekoriert die Fenster mit Korkenziehern und Weingläsern – das Bemühen, mit typisch regionaler Note zu imponieren, endet damit, dass die Möwen sehnsüchtig auf Nachschub an Wein warten. Selbst modernste Ideen scheitern: Großzügig versprühtes Sylt-Wind-Haargel beschert dem Möwenschwarm zwar glänzend frisierte Federn und ein neues Highlight fürs Familienalbum, senkt aber keineswegs die Lautstärke.
Ein diplomatischer Ansatz führt auch nicht zum Ziel: Der Beschwerdebrief, mühevoll ins Möwisch übersetzt, wird ignoriert, stattdessen lassen die Möwen am nächsten Morgen den Brötchenkorb noch gezielter verschwinden. Der Vibrationsalarm vor der Haustür, einst als Innovation gefeiert, wird kurzerhand als Einladung zu einem synchronisierten Möwentanz missverstanden. Und als Bernd schließlich entnervt Mainzer Karnevalshits auf der Terrasse pfeift, feiern die Möwen begeistert mit und erklären die Bötticherstraße zum offiziellen Austragungsort für den gefiederten Inselfasching.
Am Ende bleibt den Nachbarn nur ein wissendes Lächeln und Bernd und Beate die Erkenntnis: Wer Sylter Möwen loswerden will, braucht vor allem eins – Sinn für Humor und ein dickes Fell. Denn jedes noch so kreative Manöver endet, wie so oft, im täglichen Comedy-Programm am Frühstückstisch.
Was sonst noch los war