Sylt News
Jürgen Gosch über Krabben, Fischfabrik und neue Autos

Mit Jürgen Gosch ein paar Minuten Zeit zu verbringen, ist nicht ganz einfach. Wir hatten bei den Dreharbeiten zur Wochenshow richtig viel Glück. Denn als wir den neuen Anbau filmten, kam er tatsächlich mit seinem weißen SUV vorgefahren. Nun muss man dazu wissen, dass Jürgen sein letztes Auto gefühlt wohl gekauft hat, als er seinen Laden eröffnet hat. Wegbegleiter erzählten uns, dass die Warnlampen in dem VW einer Lichtorgel glichen. Die Kiste hat ihn aber lange begleitet und zeigte, dass es ihm nicht darum geht, mit seinem Erfolg zu protzen. Sparsamkeit ist ein Teil des Erfolges. Hier ist Jürgen Gosch im Video. Ein längerer Videobeitrag mit dem ganzen Interview folgt in den nächsten Tagen.
Er ist ein anderer Charakter als Walter Blum, extrovertierter – doch eines eint sie: das Brennen und die Leidenschaft für ihren Beruf. Und mag er auch nicht viel über seinen Anbau erzählt haben, als es auf das Thema Krabben kam, legte er richtig los. Er erklärte uns, warum der Krabbenpreis so in die Höhe geschossen ist und dass der Verkauf der Krabbenbrötchen keinen großen Gewinn abwirft. Vielmehr ist es durchgereichtes Geld. Um tatsächlich einen Erlös zu erzielen, müsste er das Brötchen für 13 Euro verkaufen. Auch hier sind sich Blum und Gosch einig. Beide liegen weit unter den Festlandpreisen.
Aktuell gibt es wenig Krabben aus deutschen Gewässern, deshalb konnte er uns auch nicht zeigen, wie er nach eigener Aussage mit geschlossenen Augen und einer Hand schneller die Krabben pult, als wir es können. War er doch Weltmeister. Ein Weltmeister ohne Zertifikat, denn er hat sich zwar in den 80ern gegen seine Konkurrenten aus Holland und Belgien durchgesetzt, doch die Urkunde ist irgendwo hingelegt worden und nun findet er sie nicht mehr.
88 Jahre ist er nun. Doch redet man mit ihm, dann könnte er auch irgendwo in den Fünfzigern oder Sechzigern sein. Eloquent und immer noch der amüsante Sprücheklopfer mit festen Zielen und Visionen. Und ein Malocher. Müsste er nicht mehr – dürfte jedem klar sein. Sein Lebenselixier? „Fisch und gute Laune“, sagt er. Dazu ein unbändiger Erfolgswille. Im nächsten Jahr soll seine Fabrik bei Schuby fertig werden. Wir werden mit Sicherheit vor Ort dokumentieren. Mit 150 Angestellten dürfte er auch dort einer der größten Arbeitgeber werden.
Kritik kommt in den sozialen Medien nicht zu kurz. Ungerechtfertigt oft, und der Neid scheint der Antrieb zu sein. Doch eines ist sicher: Was Gosch, Blum oder Matthiesen auf Sylt erreicht haben, wird niemand anderes mehr erreichen. Dieser absolute Wille und die Beharrlichkeit fehlen vielen Unternehmern. Nun sagen einige, dass sich die Zeiten geändert haben und das Trio in einer Zeit angefangen hat, als auf Sylt noch Wilder Westen herrschte. Ganz so war es nicht. Auch sie mussten sich durchsetzen und jahrzehntelang kämpfen.
Wir sind gespannt, was Jünne noch alles so erreicht.