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Herbststurm JOSHUA über der Nordsee: Sylt zwischen Starkwind und Orkan – Prognosen uneins

Sylt und die deutsche Nordseeküste bereiten sich auf den ersten stärkeren Herbststurm der Saison vor. Sturmtief JOSHUA (international BENJAMIN) hat sich über dem Atlantik rapide entwickelt und nimmt Kurs auf die Nordsee. Während klar ist, dass es windig wird, herrscht Uneinigkeit über die genaue Intensität des Sturms auf Sylt, insbesondere zwischen den Prognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und spezialisierten Portalen wie Windguru oder Windfinder.
Rasante Entwicklung: JOSHUA als „Bomben-Zyklone“
Sturmtief JOSHUA entstand in den letzten Stunden aus einer Wellenstörung über dem Ostatlantik. Es zog rasch über den Ärmelkanal Richtung Nordsee und vertiefte sich dabei markant. Der Kerndruck fiel innerhalb von etwa 24 Stunden um rund 25 Hektopascal (hPa) auf unter 975 hPa. Meteorologen sprechen bei einem solch schnellen Druckfall von über 24 hPa in 24 Stunden von einer „rapiden Zyklognese“ oder „Bombogenese“. Diese explosive Entwicklung verleiht dem Tief eine besondere Dynamik und birgt das Potenzial für hohe Windgeschwindigkeiten. Der DWD merkt an, dass das Tief Züge einer „Shapiro-Keyser-Zyklone“ aufweisen könnte, schließt aber die Bildung eines noch gefährlicheren „Sting-Jets“ eher aus.
Die Prognosen im Detail: Sturm oder Orkan für Sylt?
Hier liegt die Hauptunsicherheit für Sylt:
- Deutscher Wetterdienst (DWD): Der DWD prognostiziert für die Nacht zum Freitag eine deutliche Windzunahme an der Nordsee. Es wird explizit vor orkanartigen Böen oder Orkanböen zwischen 105 und 120 km/h (Bft 11 bis 12) gewarnt. Auch am Freitag selbst sollen an der Nordsee noch schwere Sturmböen um 100 km/h (Bft 10) möglich sein. Diese Prognose bezieht sich auf die gesamte Küstenregion, schließt Sylt also mit ein.
- Windguru / Windfinder (basierend auf Bildern): Die detaillierten Punktprognosen für Sylt (siehe Bilder) zeigen ebenfalls einen stürmischen Verlauf, insbesondere von Donnerstagnachmittag bis Freitagmittag. Die Spitzenböen werden hier jedoch vornehmlich am Freitag (24.10.) erwartet und liegen meist im Bereich von 35 bis maximal 44 Knoten.
- Umrechnung: 44 Knoten entsprechen etwa 81,5 km/h. Das sind schwere Sturmböen (Bft 9), die an der Obergrenze zur Stärke 10 kratzen.
- Der Unterschied: Während beide Quellen einen schweren Sturm vorhersagen, prognostiziert der DWD für die Küste potenziell höhere Spitzen (Orkanböen Bft 11-12), die in den gezeigten Portal-Prognosen für Sylt spezifisch (mit Bft 9-10) so nicht erreicht werden. Die Portale sehen den Höhepunkt eher am Freitagvormittag/-mittag, während der DWD die Nacht zum Freitag betont.
Mögliche Gründe für die Abweichungen
Solche Unterschiede sind bei dynamischen Wetterlagen nicht ungewöhnlich:
- Verschiedene Wettermodelle: DWD nutzt primär das ICON-Modell, während Portale wie Windguru/Windfinder oft auf globale Modelle wie GFS (amerikanisch) oder ECMWF (europäisch) zurückgreifen, die leicht unterschiedliche Ergebnisse liefern können.
- Auflösung: Regionale Modelle (wie Teile von ICON) haben oft eine höhere Auflösung und können lokale Effekte besser erfassen als globale Modelle.
- Dynamik: Bei einer „Bombogenese“ sind kleinräumige Entwicklungen schwer exakt vorherzusagen. Die genaue Zugbahn und Intensität des stärksten Windfeldes können sich kurzfristig ändern.
Was bedeutet das für Sylt?
Unabhängig von den genauen Spitzenböen steht fest: Es wird ein markanter Herbststurm.
- Wind: Mindestens schwere Sturmböen (Bft 9-10) sind sehr wahrscheinlich, Orkanböen (Bft 11-12) laut DWD möglich. Der Höhepunkt wird in der Nacht zum Freitag und am Freitagvormittag erwartet.
- Gefahren: Der DWD warnt vor dem Umkippen von noch belaubten Bäumen und herabfallenden Ästen. Auf Sylt kommt die Gefahr durch hohe Wellen und möglicherweise erhöhte Wasserstände hinzu (obwohl die Gezeiten in den Bildern moderat erscheinen). Fähr- und Flugverkehr könnten beeinträchtigt werden.
- Empfehlungen: Lose Gegenstände auf Balkonen, Terrassen und in Gärten sollten gesichert werden. Strandspaziergänge während des Sturmhöhepunktes sind gefährlich.
Ausblick
Der Wind lässt laut beiden Quellen am Freitagnachmittag etwas nach, bleibt aber stark. Auch am Wochenende muss an der Küste, insbesondere im Nordosten, weiterhin mit steifen bis stürmischen Böen (Bft 7-8) gerechnet werden.
Fazit: Sylt steht ein ungemütlicher Sturm bevor. Ob er Orkanstärke erreicht, bleibt abzuwarten. Vorsicht und gute Vorbereitung sind in jedem Fall ratsam.
Quellen: Deutscher Wetterdienst (DWD), Artikel vom 22.10.2025; Windvorhersage-Grafiken von Windguru/Windfinder für Sylt, abgerufen am 22.10.2025.