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Reetdachhaus: Der Klassiker auf Sylt

Stellen Sie sich das elegante, gewellte Dach eines typischen Hauses auf Sylt oder an der Nordseeküste vor. Das ist ein Reetdach.
Das Material: Reet ist Schilfrohr. Es handelt sich um die harten, hohlen Stängel einer Wasserpflanze (Phragmites australis), die an Ufern und in Feuchtgebieten wächst. Man erntet es im Winter, wenn es komplett trocken und widerstandsfähig ist.
Die Bauweise: Reet wird in dicken, steilen Schichten (mindestens 30 \text{ cm} oder mehr) auf das Dach gebunden. Diese Bauweise ist eine echte Handwerkskunst, die darauf ausgelegt ist, Wasser schnell abzuleiten.
Die Lebensdauer: Reet ist der „Mercedes“ unter den Naturdächern. Dank seiner Härte und der richtigen Neigung kann ein Reetdach bei guter Pflege 30 bis 60 Jahre und länger halten. Es ist ein Symbol für Dauerhaftigkeit und Qualität.
Das Haus: Ein Reetdachhaus ist in der Regel ein massives, oft historisches Wohnhaus (z.B. Bauern- oder Fischerhaus), das für die Ewigkeit gebaut wurde.
Strohhütte: Die einfache und schnelle Lösung
Die Strohhütte (oder das Strohdach) ist ein Überbegriff für eine viel einfachere Konstruktion, die heute nur noch selten zu finden ist.
Das Material: Stroh ist Getreide. Es sind die ausgedroschenen, weichen Halme von Getreidesorten wie Roggen, Weizen oder Hafer. Es ist ein Nebenprodukt der Landwirtschaft und war daher früher überall verfügbar und sehr günstig.
Die Bauweise: Das Eindecken mit Stroh war schneller und weniger aufwendig, aber die Halme sind weniger dicht und weicher als Schilfrohr.
Die Lebensdauer: Stroh ist der „Trabant“ im Vergleich. Wegen seiner Anfälligkeit für Feuchtigkeit und schnelleren Zersetzung hält ein Strohdach oft nur 15 bis 20 Jahre und muss häufiger repariert oder ersetzt werden. Die Brandgefahr ist zudem höher.
Das Haus: Eine „Strohhütte“ war historisch oft ein sehr einfaches, provisorisches oder ländliches Gebäude wie ein Schuppen oder eine einfache Behausung, bei der es vor allem darum ging, schnell und günstig ein Dach über dem Kopf zu haben.
Der Kernunterschied: Schilf ist nicht gleich Getreidehalm
Der springende Punkt ist also: Reet ist ein spezialisierter, harter und wasserabweisender Sumpfhalm, der für die langfristige Dachdeckung ideal ist und ein wertvolles Handwerksprodukt darstellt. Stroh sind Getreidereste, die als Bedachung historisch die günstige, aber kurzlebige Variante darstellten.