Sylt News
Wattwanderung – Beinahe Unglück für Sylt-Urlauber
Wattwanderung – Beinahe Unglück für Sylt-Urlauber
Eine Wattwanderung ist ein Erlebnis. Das Geräusch des sich zurückziehenden, glucksenden Wassers, die Spiegelung der Pfützen in der Sonne. Die Möwen rufen und kleine Krebse huschen in ihr Versteck.
Die Spuren von Wattwürmern erscheinen und die ein oder andere Muschel wird sichtbar. Apropos Muschel. Meine Eltern sind immer mit mir an das Wattenmeer gefahren, da ich als kleiner Friesenjunge noch nicht so gut schwimmen konnte.
Die Ostseite der Insel hat noch einen Vorteil. Vorherrschende Westwinde machen Plätze wie die Blidselbucht zu Sonnenoasen. Windstill beinahe.
Das Problem am Watt war und ist allerdings das Wasser. Alle paar Stunden verschwindet es einfach. Als Kind war es natürlich faszinierend, durch den Schlick zu stapfen, der so tolle Geräusche machte, wenn man durch ihn hindurch stapfte…
Doch auch hier hatte der Spaß seine Grenzen. Ein falscher Tritt und der tapfere Friesenjunge musste laut schreiend aus dem Watt getragen werden.
Eine böse Muschel lauerte im knöcheltiefen Wasser. Kein großes Drama – doch die Schnittwunde brannte natürlich wie Hölle. Folglich verbrachte ich dann den Rest des Strandtages auf dem schmalen Strand und ließ mich mit Eis verwöhnen.
Das bringt uns zu den Vorfällen vom letzten Montag. Unfälle im Watt verbindet man normalerweise mit Touristen, die sich im dichten Nebel verirren und dann den Heimweg nicht mehr finden. Vor Sylts Ostseite ist dies eher selten. Das Wasser geht nicht so weit zurück, dass man nicht mehr weiß wo man sich befindet.
Wattwanderung – In Büsum oder Sankt Peter Ording gefährlich
Da gibt es bösere Spots für eine Wattwanderung, wie zum Beispiel Sankt Peter Ording oder Büsum. Denn neben dem Nebel lauern hier ganz andere Gefahren. Selbst wenn das Watt ganz trocken gelaufen ist, finden sich sogenannte Priele. Diese durch die Ebbe und Flut geformten Flüsse durchziehen das Watt wie ein Spinnennetz.
Die Strömung in den Prielen ist sehr stark und es ist nicht – oder nur sehr schwer – möglich, sie zu durchschwimmen.
Speedsurfer nutzen diese zum Beispiel vor Büsum, um sich herausziehen zu lassen und dann in den Prielen bei hohen Geschwindigkeiten zu surfen. Als Laie sollte man dies tunlichst unterlassen.
Sylt mit seinen zwei bis drei Metern Tidehub ist moderat.
Tidehub ist die Umschreibung für den Unterschied des Wasserstandes bei Ebbe und Flut. Mit anderen Worten.Bei Flut ist der Wasserstand zwei bis drei Meter höher als bei Ebbe. In einigen Regionen ist der Tidehub deutlich höher. In der Elbe-Wesermündung erreicht er bis zu vier Meter.
Wattwanderung am Atlantik – bis zu 20 Meter Tidehub
Am Atlantik beim weltbekannten Kloster von St. Malo ist der Unterschied sogar zwanzig Meter. Entsprechend schnell kommt das Wasser… In St. Malo ist es so erschreckend schnell. dass mancher Autofahrer sich von seinem Gefährt verabschieden konnte, hatte er es denn im Bereich des Klosters geparkt. In England gibt es eine Bucht mit dem Namen Morecambe Bay.
Dort überrascht die Flut immer wieder Muschelsucher und fordert Todesopfer. Auch hier steigt das Wasser extrem schnell an.
Normalerweise ist der Hub berechenbar. Doch es gibt immer wieder Wetterphänomene, die alle Planung über den Haufen werfen. Wer dann keine ortskundigen Führer dabei hat und in Panik verfällt, begibt sich in Lebensgefahr.
Die Sylt-Urlauber, die sich mit den Adler-Schiffen Richtung Amrum aufgemacht hatten, starteten ihre Watterkundung vor Niedrigwasser und wollte von Wittdün/Amrum nach Dunsum auf Föhr laufen.
Wattwanderung- Reine Routine
Eigentlich reine Routine für den Wanderführer, denn der Dunsumer Deich war schon sichtbar und schnell zu erreichen. Doch die Flut kam schneller als gedacht.
Durch den herannahenden Sturm war Wasser in die Deutsche Bucht gedrückt worden und sorgte für diesen schnellen Anstieg. Das Meer ist unberechenbar. Klar, beim Seewetterdienst wird das mittlere erwartete Hochwasser vorhergesagt. Doch auch das stimmt nicht immer mit der Realität überein.
Der Wattführer handelte richtig, indem er die ganze Truppe in einer Abkürzung über Austernbänke Richtung rettendes Ufer lotste. Das Wasser stand bereits über dem Watt und so war nicht immer jeder Schritt berechenbar.
Einige Wanderer zogen sich dadurch Schnittwunden zu und wurden anschließend in der Nordseeklinik behandelt. Ohne Führer wäre es nicht so glimpflich ausgegangen. Ein Priel sieht auf der Oberfläche nicht unbedingt anders aus, wie Flachwasser und ein Versinken kann, wie oben beschrieben, tödlich enden. Am Ende kam die Gruppe aber sicher auf Föhr an.
Wie schon gesagt, eine Wattwanderung ist ein Erlebnis. In jedem Fall sollten diese mit Führer und auch mit entsprechender Ausrüstung begonnen werden. Zum Beispiel mit Wattsocken die für die Wattwanderung perfekt sind.