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Sylts Kampf gegen das giftige Kraut

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Tinnum /

„Es ist fünf vor zwölf. Wenn nicht bald etwas passiert, werden wir die Ausbreitung des Jakobs-Kreuzkraut nicht aufhalten können“, sagt Sybille Espersen, Inhaberin des Reitstalls Wiesengrund in den Tinnumer Wiesen. Jedes Jahr steige die Anzahl der giftigen Pflanze, längst seien es nicht mehr nur einzelne, sondern tausende Gewächse. Bislang habe es zwar auf Sylt noch keinerlei Vergiftungen oder gar Todesfälle von Pferden gegeben, die das Jakobs-Kreuzkraut versehentlich gefressen hatten. „Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis es auch auf der Insel zu solchen Vorfällen kommt,“ ist Espersen überzeugt.

Dass die hübsche gelb-blühende Pflanze eine Gefahr für Mensch und Tier ist, darüber informiert auch eine Broschüre des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig Holstein. Der Inhaltsstoff Pyrrolizidinalkaloid (PA), der in der  Pflanze enthalten ist, wirkt sowohl bei Tier als auch Mensch stark leberschädigend. Hauptsächlich sind Pferde und Rinder gefährdet, da sich die Pflanze vorrangig auf Weideflächen sowie an Wegesrändern ausbreitet. Tückisch ist, dass die Pflanze vor der Blüte ausgestochen werden muss – bloßes Wegmähen nach der Blüte hilft nur zeitlich begrenzt. Im Boden sind die Samen der Pflanze bis zu 20 Jahre keimfähig. Aus diesem Grund muss das Jakobs-Kreuzkraut auch gesondert in der Bioabfallverbrennung entsorgt werden.

Zwar hält Espersen vom Reitstall Wiesengrund  ihre Ländereien von  der Pflanze frei. Die Bekämpfung ist aber mühsam und muss von Hand erfolgen. Kürzlich hat Espersen vier Mitarbeiter zwei Tage lang damit beschäftiget, ein einziges Feld von der Pflanze zu befreien. „Das ist ein Kampf gegen Windmühlen“, klagt sie. Vor allem, weil die Deutsche Bahn (DB) AG die Gebiete rund um die Gleise nicht von der giftigen Pflanze freihalten würde.  „Die Samen des Jakobs-Kreuzkrautes fliegen kilometerweit zurück auf unsere Felder“, so die Reitstallbesitzerin. Ein befreundeter Landwirt habe aus diesem Grund kürzlich den Versuch unternommen, die Bahngleise in der Nähe seiner Ländereien zu säubern, sei aber von Mitarbeitern der Deutschen Bahn verjagt worden.

Egbert Meyer-Lovis, Pressesprecher der Deutschen Bahn, sagt hingegen, es würden in den  sicherheitsrelevanten Gleisanlagen bereits Vegetationskontrollen durchgeführt, um eine Ausbreitung zu verhindern. Außerhalb dieser Flächen habe sich die DB entschieden, die Pflanze nicht grundsätzlich zu beseitigen, weil diese auch „einen bedeutenden Beitrag zu Biodiversität“ leiste. Ein Übergreifen auf angrenzende Felder versuche die Bahn aber zu vermeiden, „da es hier erwiesenermaßen zu wirtschaftlichen Schäden am Viehbestand kommen kann“, räumt Meyer-Lovis ein.

Espersen ist dagegen der Meinung, dass die Tiere nur geschützt werden können, wenn das  das Jakobs-Kreuzkraut meldepflichtig wird.  Eine Unterschriftensammlung hatte sie zu diesem Zwecke dem Umweltausschuss vorgelegt – bislang ohne Erfolg.  Auch Manfred Ueckermann, Vorsitzender des Landschaftsweckverbands, sieht die Meldepflicht als einzig wirksames Vorgehen gegen das giftige Kraut, das sich überall auf der Insel finden lässt. Bisher gäbe es auf Sylt kein systematisches Vorgehen gegen die Pflanze – lediglich in Eigeninitiative würden Bürger gegen das Kraut ankämpfen.   Beispielsweise habe kürzlich eine Gruppe von Freiwilligen Naturschutzgebiete auf der Insel, wie etwa den ehemaligen Fliegerhorst, abgesammelt. „Das reicht aber nicht aus“, so Ueckermann. (Quelle Sylter Rundschau)

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