Sylt News
Sylt News: Westküstenradweg erneut in der Kritik

Senioren nutzen den Weg in Höhe des Seenot Parkplatzes Richtung Nordseeklinik für einen erholsamen Spaziergang. Rehe tummeln sich in dem kleinen Waldstück und der starke Wind wird von den Bäumen abgebremst. Hier wurde ein Radschnellweg geplant. während die Senioren dann direkt hinter den Dünen marschieren sollten. Alles schon in trockenen Tüchern. Für die Planer kam es dann aber doch überraschend. Die Sylter wehrten sich und wendeten den drohenden Eingriff in dieses kleine Paradies mit massiven Protesten ab.
Doch die Farce geht weiter. Ein Beispiel: An den Sylter Schulen gibt es massive Verkehrsprobleme. Es ist noch nicht lange her, da gab es einen schweren Unfall. Unübersichtliche Parkplatzplanung und fehlende Radwege sorgen immer wieder für Situationen, die den Eltern die Haare zu Berge stehen lassen. Doch die Stadtsäckel sind leer. Ein Investitionsstau sorgt für das Stocken wichtiger Baumaßnahmen.
Was wäre die richtige Vorgehensweise? Sparen?`Nicht auf Sylt. Man nimmt Geld aus der Stadtkasse, beauftragt eine Firma für Landschaftsplanung vom Festland und lässt die kleine Fahrradautobahn weiter planen, damit die Gäste der Insel erholsam an der Westküste auf und ab fahren können. Es wird gemunkelt, dass mittlerweile 250.000 Euro alleine in die Planung geflossen sind.
Haben Senioren noch eine kleine Lobby, schließlich hätten die Baumaßnahmen sie ja direkt betroffen, sieht es bei den Kindern anders aus. Sie haben auf Sylt keine Lobby. Beziehungsweise, sie sind nicht direkt betroffen, denn es wird ja “nur” Geld für den Bau des Bike-Highways entzogen, statt dieses in die Sicherheit der Sylter Jugend zu stecken.
Nun aber haben die niedersächsischen Planer mit dem Besenstiel in ein Wespennest gestochen und offenbaren die Problematik dieser ganzen Planerei und treffen auf den Endgegner: Die Sylter Wirtschaft. Über die Köpfe einer ganzen Straße voll von Gewerbetreibenden wurde beschlossen, eben diese Elisabethenstraße zu einer Fahrradstraße umzubauen. Das sorgt für reichlich Unruhe.
Die Geschäftsinhaber monieren, dass solche Entscheidungen von der Politik beschlossen werden, ohne Einbindung der Anlieger. Für sie bedeutet es, während der Baumaßnahmen erhebliche Umsatzeinbußen und logistische Probleme hinzunehmen. Der Leerstand in der Straße ist für Sylter Geschäftsstraßen “normal” – also alarmierend. Einige Inhaber haben aufgegeben, die Räumlichkeiten stehen leer. Nachmieter zu finden, erweist sich als schwierig. Eine Baustelle, die sich über Monate hinzieht, wird es nicht besser machen.
Über Sinn oder Unsinn kann man sich streiten. Eine verkehrsberuhigte Zone in der Innenstadt klingt gut. Doch was ändert sich? Fahrradfahrer dürfen schon jetzt in beide Richtungen fahren. Die Straße ist breit genug für den Lieferverkehr oder Parkplätze für Besucher. Man möchte den Bürgersteig kleiner gestalten und die Straße verbreitern.
Die geplanten “Anlieger frei” Schilder sind ebenfalls diskussionswürdig. Zwar dürfen PKWs und LKWs immer noch in die Straße einfahren, doch was genau definiert das Schild “Anlieger frei”? Zunächst schreckt es ab, doch es ist tatsächlich erlaubt, in die Straße zu fahren. Der Kreis favorisiert – warum auch immer – genau dieses Schild. Hier ist aber das letzte Wort noch nicht gesprochen. Ein Nebenkriegsschauplatz, der vielleicht gewonnen wird, um Zugeständnisse zu machen. Ob Schild oder nicht, dem Blutdruck der Geschäftsleute ist die ganze Aktion nicht zuträglich. Klar ist: Steht die Fahrradstraße, werden zigtausende Fahrräder an den vorhandenen Shops vorbeiradeln. Wenn es dann noch jemand gibt, der dort ansässig ist.
Alternativ wäre die Andreas- Dirk-Straße eine Option. Doch hier wird das Querparken als Gegenargument genannt. Fahrzeuge müssen rückwärts ausparken und würden den Fahrradverkehr gefährden. Dass dieser eher schäbige Bereich im Kurzentrum aufgewertet werden würde, daran denkt keiner. Auch nicht daran, die Autos einfach der Länge nach parken zu lassen. Aber auch hier gibt es sicherlich Hinderungsgründe. Diese sind sicherlich nicht gleichen, wie die Tiefgaragenausfahrten entlang der Elisabethenstraße.
Die abschließende Frage stellt sich: Warum wird soviel Geld für ein Tourimuskonzept verbraten, wenn doch die Sicherheit der Kinder im Vordergrund stehen sollte? Auch der weitere Verlauf des Radweges wird von vielen kritisch gesehen. An der Nordseeklink soll für eine Trasse des Weges ein Stück Wald weggeholzt werden. Das alles erinnert an Pipi Langstrumpfs Lied…ich mach mir die Welt, widewidewitt wie sie mir gefällt.