Allgemein
Sylt Jahresrückblick 2024
Nun sind die ersten beiden Tage des Jahres auch schon Geschichte. Traditionell zum 01.Januar des neuen Jahres schauen wir zurück. Den Jahresrückblick 2024 gab es gestern schon in unserem TV-Programm zu sehen. Jetzt hier auch die schriftliche Version.
Same procedure as every year?
2024, das war ein besonders ereignisreiches Jahr. Stimmt das eigentlich? Gefühlt ist das gerade abgelaufene Jahr , ja immer das ereignisreichste Jahr ever. Vermutlich weil wir uns noch ganz gut, zumindest an die letzten 3 Monate erinnern können. Auf Sylt gehören die Jahre oft zur Kategorie: Same procedure as every year. Zumindest der Veranstaltungskalender ist auf Sylt Jahr für Jahr der gleiche. Immer Weihnachtsbaden, immer Biike, immer German Polo Masters, immer White dinner, usw.
Zugegeben, es gibt auch immer wieder mal Neues – doch die beliebtesten Veranstaltungen sind immer die gleichen – und das ist auch gut so!.
Bei genauer Betrachtung war das Jahr 2024 aber doch aussergewöhnlich. Noch nie wurde z.B. ein Bürgrmeistermeister auf Sylt während seiner Amtszeit abgewählt. Jahrzehntelang wurde nicht über genehmigte oder besser ungenehmigte Ferienwohnungen debattiert. Das Prinzip „ war doch schon immer so“ galt plötzlich nichts mehr. Husum lässt grüssen. Naziparolen aus Kampen – auch keine Normalität. Punks auf Sylt – war bis vor 3 Jahren auch kein Thema. Aber fangen wir von Vorne an.
Kaum angebrochen startete das Jahr mit lautstarken Protesten. Die Bauern in Deutschland gingen auf die Barrikaden, und auch die Bauern auf Sylt zeigten eine eindrucksvolle Treckerschau.
Und weiter ging es mit Demonstrationen. In ganz Deutschland bäumen sich aufrechte Demokraten gegen einen Rechtsruck auf. Auch auf Sylt.
Auch in Wenningstedt wurde gegen rechts demonstriert und dann ging alles wieder seinen normalen Gang. zum Beispiel Strandspaziergang. Was dort aber am 25. Januar auf den Strand gespült wurde, war echt groß. Ein besonderer Strandfund.
Biike brennen. Das gehört zu Sylt, wie der Strand das Meer und der Wind. Und so wehrhaft wie die allgemeinen Diskussionen der Republik, so klar äusserte sich die Sylter Politik an den lodernden Feuern der Biike und hielten flammende Ansprachen.
—
Das Frühjahr kam und eine Tradition, die gerade erst so richtig angefangen hatte ging – oder besser – sie marschierte – schon wieder davon.
Im Mai dann der erste große Aufreger des Jahres. Pfingsten wie immer voll – und wie immer Feierdoll. Manche übertrieben es mit dem Feiern und waren offenbar nicht mehr ganz Herr Ihrer Sinne. Nichts ungewöhnliches also. Doch Tage nach dem Pfingstfest platzte dann die SocialMediaBombe.
Nicht schön, aber absolut kein Einzelfall. Solche Gesänge gab es in ganz Deutschland. Aber nirgendwo geht die journalistische Empörungssaat schöner auf als auf Sylt. Zeitschriften, Zeitungen, Funk und Fernsehen stürzten sich auf den “Naziskandal von Sylt”.
Selbst der Bundeskanzler hat sich dazu geäussert. Immerhin Sylt hat es geschafft, dass der Kanzler Stellung bezieht. Kein Doppel-Wums, aber immerhin Empörung. Die Besonderheit von Sylt: Reiche Schnösel skandieren „Ausländer raus Parolen“. Echt jetzt? Wenn`s Normalverdiener in Erfurt singen ist es okay?
Ja, es gibt rechtes Gedankengut auch bei wohlhabenden Menschen. Aber nicht alle Wohlhabenden sind rechts. Nicht alle Syltfans sind wohlhabend und wie Dieter Nuhr – selbst gerne auf Sylt – so treffend satirisch feststellte. Nicht alle die Ausländer-raus-Parolen auf Sylt grölen werden automatisch reich. Kurzum: Das Brennglas Sylt hat mal wieder funktioniert. Aus der Mücke wird ein Elefant mit Syltaufkleber.
Sylt steht unter medialem Dauerbeschuß
Und weil es für die nationale Presse so wunderbar funktioniert hat, steht unser Sandknust unter medialem Dauerbeschuss. Medial geht die Insel mal unter, Punks überrennen die Insel, Besucher wenden sich hundertausendfach von der Insel ab weil ein Fischbrötchen teurer geworden ist . Skandale über Skandale – wo eigentlich keine sind. Wahre Syltfans wissen das und kommen deshalb auch immer wieder – ohne grosses Geschrei. Einfach so: Weil es hier schön ist, die Menschen freundlich, der Service ausgezeichnet, die Luft klar und das Klima insgesamt gesund.
Und dann der Sommer. Kein Jahrhundertsommer, aber ganz passabel. Manchmal einfach nur schön.
Es hätte quasi ein Sommermärchen werden können. Wurde es dann aber doch nicht. Trotz kirchlichem Beistand haben es „Julians Buben in Gottes Stuben „ nicht geschafft.
Vertrieben also aus dem europäischen Fussballolymp, so wie die Punker auf Sylt. Längst vertrieben auf die Tinnumer Festwiesen demonstrierten und protestierten sie – für was und wen auch immer – solange wie es ging. Spät gingen sie, aber sie gingen.
Sylt wählt ab – das Drama um den Bürgermeister
Im September dann der zweite ganz große Aufreger. Sylt hat die Wahl, bzw. die Abwahl. Die Gemeinde Sylt hatte ihrem von Burnout geplagten Bürgermeister das Vertrauen entzogen und erzwangen ein Abwahlverfahren. Der Abwahl haben die Sylter Bürger dann mit großer Mehrheit zustimmten.
Nur wenige Wochen nach dem Abwahlverfahren dann eine sehr traurige Nachricht. Nikolas Häckel ist tot. Unter bis heute noch nicht ganz geklärten Umständen stirbt der Sylter Jung in Hamburg.
Jo Bohnsack stirbt nach schwerer Krankheit
Und auch zwei weitere berühmte Sylter Söhne traten im Jahr 2024 die große Reise an. Nach kurzer, schwerer Krankheit starb der große Pianist Jo Bohnsack auf seiner Insel. Ein begnadeter Pianist, eine Sylter Klavierlegende mit ansteckender Fröhlichkeit.
Seine „bluesige, mit Salzwasser gespülte“ Stimme war grandios, seine mitreißende Art ansteckend. Nun ist die einzigartige Stimme verstummt. Der Steinway im alten Kursaal ist verwaist, und viele Sylter und Fans sind tieftraurig. Jo Bohnsack ist nach schwerer Krankheit im Alter von nur 64 Jahren in Westerland gestorben. Farewell, lieber Jo – wir vermissen Dich.
Peter Schnittgard geht auf die letzte Reise
Im Dezember verstarb dann auch Peter Schnittgard im Alter von 86 Jahren. Mehr als vier Jahrzehnte wirkte er als Bürgervertreter und Gemeindevertreter in zahlreichen Ausschüssen und Gremien. Die Gemeinde verlor einen besonderen Menschen und eine herausragende Persönlichkeit.
Deutsche Bahn. Same procedure…
Und dann war da ja auch noch die Deutsche Bahn. Auch hier gilt. Same procedure as every year. Großartige Verbesserungen werden angekündigt und am Ende passiert nichts. Verspätungen und Zugausfälle wie eh und je – ein Desaster, aber eines das wir gut kennen. Vielleicht wird es ja nächstes Jahr besser. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Zum Jahresabschluss eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: Der Sturm hat den Sylter Veranstaltern den Jahresausklang vermiest.
Wegen orkanartiger Boen mussten die Silvesterfeierlichkeiten in Westerland und Wenningstedt abgesagt werden. Die gute: Das 38te Weihnachtsbaden in Westerland konnte noch stattfinden. Same procedure as every year. Wunderbar.
Auf ein neues – also in 2025. Das SYLT1-Team wünscht Ihnen allen ein gesundes, fröhliches und unbeschwertes Jahr 2025 – wo auch immer sie sein weden. Am besten ja hier auf der Insel. Wir sehen uns.