Sylt News
Großwal-Fallen existieren direkt vor Sylt!

Deutsche Meeresschutzverbände schlagen Alarm: Effektiverer Walschutz in der Nordsee gefordert
Die Nordsee steht erneut im Fokus des Artenschutzes: Deutsche Meeresschutzverbände fordern von den zuständigen Bundesministerien ein konsequenteres Engagement für den Schutz von Walen. Anlass ist ein tragischer Fund am Strand von Rantum auf Sylt: Ein verendeter Zwergwal, der sich in Fischereileinen verfangen hatte, machte das Problem erneut sichtbar.
Wale in Gefahr – Fanggeräte als tödliche Falle
Jahr für Jahr verfangen sich tausende Schweinswale in kilometerlangen Stellnetzen der Nordsee. Zunehmend geraten auch größere Walarten, wie Zwerg- und Buckelwale, in die Leinen der internationalen Krebsfischerei – und das sogar innerhalb ausgewiesener Naturschutzgebiete. Die Meeresschützer sind sich einig: Fangmethoden, die für Wale gefährlich sind, müssen dringend überdacht und in Schutzgebieten verboten werden.
Skandal im Naturschutzgebiet
Besonders besorgniserregend ist, dass selbst im Sylter Außenriff, einem der wichtigsten Schutzgebiete für Meeressäuger, noch immer naturzerstörerische Fangmethoden wie Grundschleppnetz- und Korbfischerei erlaubt sind. Die Verbände fordern ein klares Umdenken in der europäischen Fischereipolitik und ein sofortiges Handeln der zuständigen Ministerien, um die Nordsee als Lebensraum für Wale zu bewahren.
Tragischer Vorfall vor Sylt
Am 2. Juni wurde ein toter Zwergwal am Rantumer Strand angespült. Sein Kopf war in einer Reusenleine verfangen, die zu einem Krebsfangkorb einer irischen Fischereifirma gehörte. Recherchen ergaben, dass diese Firma regelmäßig vor Sylt und Borkum aktiv ist und dabei hunderte Fangkörbe mit langen Leinen am Meeresboden auslegt – eine tödliche Gefahr für die Meeressäuger.
Geisternetze und Vermüllung
Nicht nur für Wale sind die Leinen und Körbe gefährlich. Studien zeigen, dass bis zu ein Viertel der auf hartem Untergrund ausgelegten Körbe jährlich verloren gehen und als Geisternetze weiterfischen – eine zusätzliche Belastung für das Ökosystem Nordsee. Auch Hummer werden mit dieser Methode gefangen, obwohl sie gleichzeitig mit Steuergeldern wieder angesiedelt werden.
Internationale Erkenntnisse und Lösungsansätze
Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass das Verfangen in stationären Fanggeräten weltweit zu den Haupttodesursachen für Großwale zählt. Vor allem an der schottischen Küste sterben jährlich zahlreiche Zwerg- und Buckelwale in den Leinen der Krebsfischerei. Dort zeigen Fischer bereits Bereitschaft, auf leinenlose Fangmethoden umzusteigen – eine Lösung, die auch in deutschen Gewässern dringend notwendig wäre.
Forderung an die Politik
Die Meeresschutzverbände appellieren eindringlich an die Bundesministerien für Landwirtschaft und Umwelt, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und sich auf europäischer Ebene für einen effektiven Walschutz einzusetzen. Besonders in Schutzgebieten wie dem Sylter Außenriff müsse der Einsatz gefährlicher Fanggeräte umgehend gestoppt werden.

Tracking Linie eines irischen Krebs-Kutters vor Sylt vom 17.6.2025, unmittelbar an der Grenze zum Walschutzgebiet des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
Karte & AIS-Daten © VesselFinder.com | Basiskarte © OpenStreetMap contributors (CC BY-SA 2.0)
„Die Gefährdung von kleinen und großen Walarten in der Nordsee durch Fischereigerät muss gestoppt werden“, sagt Lothar Koch, Meeresschützer auf der Nordseeinsel Sylt, der kürzlich einen in Fischereileinen verendeten Zwergwal am Rantumer Strand sichtete.
„Noch immer verfangen sich jährlich tausende Schweinswale in kilometerlangen Stellnetzen der Nordsee. Neuerdings werden vor den friesischen Inseln auch Großwale durch Leinen einer internationalen Krebsfischerei gefährdet – das sogar innerhalb von Naturschutzgebieten“, ergänzt Dennis Schaper von der Schutzstation Wattenmeer.
„Fischereimethoden, die eine Gefahr für Wale jeglicher Größe darstellen, sind ebenso wie die Grundschleppnetzfischerei immer noch innerhalb von Meeres-Schutzgebieten erlaubt. Das ist ein Skandal”, so Fabian Ritter von M.E.E.R. e.V.. „Deutschland muss effektiver ein grundsätzliches Umdenken und ein stringentes, vorbeugendes Handeln bei der europäischen Fischereipolitik einfordern, um den Schutz der Meeressäuger in der Nordsee zu verbessern“, fordert der Walexperte.
Die Meeresschutzverbände Schutzstation Wattenmeer e.V. und M.E.E.R. e.V. fordern daher die beiden für Fischerei und Umwelt verantwortlichen Bundesministerien (für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, BMELH sowie für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit, BMUKN) auf, ihrer internationalen und nationalen Verantwortung für den Schutz der Wale und der Nordsee als Lebensraum gerecht zu werden und im Rahmen der EU-Fischereipolitik dafür zu sorgen, dass diese derart naturzerstörerische Fangmethode in deutschen Gewässern und insbesondere in Schutzgebieten wie dem Sylter Außenriff gestoppt wird.