Sylt News
Ende gut, alles gut auf Sylt? Zur Wahl von Tina Haltermann

Als sich am Sonntagabend die Reihen der Gratulanten gelichtet hatten, konnten Tina Haltermann und Markus Gieppner nach Wochen des Wahlkampfs wieder Luft holen. Beide schienen erleichtert: Tina Haltermann wegen ihres Wahlsiegs und Markus Gieppner, weil die Anspannung abgefallen war. Er wird so weitermachen wie bisher. Die Arbeit in den Ausschüssen und Gremien der Gemeinde sowie die Parteiarbeit bei den Insulanern fordert ihm weiterhin alles ab.
Ich hatte die Ehre und durfte beide Kandidaten unmittelbar vor der Wahl in einem Interview näher kennenlernen.
Das eigentlich Interessante ist das, was gesprochen wird, wenn die Kameras aus sind. Und hier offenbarten sich beide als durchaus kompetente Menschen, die einen Plan haben. Der Vorteil von Haltermann liegt im Wissen darum, was in der Verwaltung passiert. Wer jetzt Tina Haltermann aufgrund des ständigen Lächelns in die Schublade „fröhliche Grinsekatze“ schiebt, tut gut daran, Deckung zu nehmen. Denn hinter der fröhlichen Fassade verbirgt sich eine durchaus zielstrebige Frau, die mit Sicherheit durchgreifen wird, wo sie kann. Sie kennt die Verwaltung und kann an dieser Stelle an den richtigen Schrauben drehen. Falls die ein oder andere Schraube ein wenig Rost aufweist, wird sie diese lösen – so ihr Versprechen.
Darüber hinaus war ihre bisherige Aufgabe – nämlich unter anderem die Projektbegleitung und die dauernde Präsenz bei den Treffen der Bürgermeister auf der Insel – nicht weit weg von der neuen Jobbeschreibung. Das Verhältnis mit den anderen Bürgermeistern der Insel kann man als durchaus positiv beschreiben. Am Wahlabend war die Freude der Oberhäupter der anderen Gemeinden ehrlich.
Die Erwartungen sollten aber nicht zu hoch sein. Denn das Problem der ersten Bürgerin der Gemeinde Sylt ist ein anderes: Sie führt lediglich die Beschlüsse der Politik aus. In den Gemeinderatssitzungen hat sie keine Stimme. Ihre Aufgabe beschränkt sich auf die Moderation und die Durchsetzung der Tagesordnung.
Und doch wird ein frischer Wind durch das Rathaus ziehen, denn im Gegensatz zum leider viel zu früh verstorbenen Vorgänger Nikolas Häckel versteht sich Haltermann als Teamplayerin.
Nach dem Interview zückte sie eine Liste mit vielen Stichpunkten. Aufgelistet sind die kleinen und großen Probleme der Bürger. Wer weiß, vielleicht schafft sie es, diese Liste abzuarbeiten und das Vertrauen der Bürger in Verwaltung und Politik wiederherzustellen. Der Satz „Es kann nur besser werden“ trifft nirgendwo besser zu. Allerdings sind die Themen, die durch die Presse geistern, wie zum Beispiel Ferienwohnungen, Personalnot oder ähnliches nicht ihr Aufgabengebiet. Sie weiß dies realistisch einzuschätzen. Am Anfang des Wahlkampfes äusserte einer der Kandidaten, dass er dafür sorgt, dass der Hindenburgdamm mit dem Auto befahrbar sein wird. Im Gegensatz dazu weiß Haltermann ganz genau wie weit ihr Arm reicht.
Einer ihrer Vorsätze ist es, Transparenz in die Arbeit im Rathaus zu bringen: Warum wird dieses oder jenes gemacht – oder auch nicht? Die offene Kommunikation mit den Bürgern war bisher ein großes Problem auf Sylt. Bürgernähe herstellen.
Aber was auch immer passieren wird: Veränderung ist ein Teil davon. Am Ende wird alles gut auf unserer Insel.