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Bahn Irrsinn nach und von Sylt – Wenn leere „Geisterzüge“ an frierenden Pendlern vorbeirasen

Die Geduld der Sylt-Pendler ist nicht nur am Ende, sie ist längst aufgebraucht. Was sich tagtäglich zwischen Niebüll und Westerland abspielt, gleicht einem schlechten Schauspiel, bei dem die arbeitende Bevölkerung die Statistenrolle in einem absurden Theaterstück spielt. Der Vorstoß von Ministerpräsident Daniel Günther, die Frequenz der Autozüge notfalls zwangsweise zu reduzieren, trifft daher einen Nerv, der seit Jahren blank liegt. Denn wer die Situation vor Ort kennt, weiß: Es geht hier nicht nur um Verspätungen, es geht um Würde und wirtschaftlichen Wahnsinn.
Das Ärgernis der „Geisterzüge“
Es ist ein Bild, das jeden Pendler zur Weißglut treibt: Man steht am Bahnsteig in Klanxbüll oder Morsum, der RE6 hat mal wieder unbestimmte Verspätung, die App zeigt rot. Und dann passiert es. Die Schranken schließen sich, und ein Autozug rauscht vorbei. Doch er ist nicht voll. Oft ist er nicht einmal halb voll. Gerade in den Abendstunden oder in der Mittagszeit unter der Woche sieht man blaue (RDC) oder rote (DB) Züge über den Hindenburgdamm rollen, auf denen sich gerade einmal 10, 20 oder manchmal fast gar keine Autos verlieren.
Diese „Geisterzüge“ blockieren die kostbaren Slots auf der eingleisigen Strecke. Sie verbrennen Diesel, um leere Flachwagen und Luft zu transportieren, während hunderte Pflegekräfte, Verkäufer und Handwerker auf dem Festland oder der Insel festsitzen. Dass Günther nun prüfen will, ob man diese sinnlose Ressourcenverschwendung zugunsten des Personennahverkehrs einschränken kann, ist der einzig logische Schritt. Ein fast leerer Autozug hat auf einer überlasteten Infrastruktur schlichtweg keine Existenzberechtigung, wenn dafür der vollbesetzte Pendlerzug warten muss.
Frieren für die Insel
Doch die Verspätungen sind nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist die Art und Weise, wie gewartet werden muss. Die Zustände an den Bahnhöfen entlang der Marschbahn spotten jeder Beschreibung einer modernen Industrienation. Wer in Niebüll, Klanxbüll oder Morsum strandet, ist den Naturgewalten oft schutzlos ausgeliefert.
Es fehlt an beheizten Warteräumen, an ausreichenden Unterstellmöglichkeiten, an Windschutz. Bei nordfriesischem „Schietwetter“ stehen die Menschen im peitschenden Regen und im kalten Wind. Die Folge: Ein Krankenstand, der in die Höhe schnellt. Wer jeden Tag durchgefroren zur Arbeit kommt oder abends durchnässt nach Hause fährt, wird krank. Das ist kein Komfortproblem, das ist ein Gesundheitsrisiko für die Menschen, die Sylt am Laufen halten.
Ein notwendiger Eingriff
Wenn weniger Autozüge bedeuten, dass der Takt des RE6 stabiler wird und die Menschen nicht mehr stundenlang in der Kälte ausharren müssen, dann muss dieser Schritt gegangen werden. Natürlich ist der Aufschrei der Autolobby und der Betreiber vorprogrammiert. Aber der Anblick eines leeren Autozugs, der an einem überfüllten, ungeschützten Bahnsteig vorbeifährt, ist das stärkste Argument für Günthers Notbremse. Es ist Zeit, dass die Bedürfnisse der Menschen wieder über den bizarren Auswüchsen des Wettbewerbs auf der Schiene stehen.


















































































































