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Hebammen sollen besser helfen können

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SYLT/

Gut eineinhalb Jahre ist es her, dass die Asklepios Nordseeklinik ihre Geburtenstation geschlossen hat. Schwangere Insulanerinnen sollen nun zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin aufs Festland reisen, um dort sicher gebären zu können. Da sich an diese Empfehlung aber nicht alle Insulanerinnen halten oder halten können – und Babys bekanntermaßen auch mal deutlich vor dem Stichtag kommen – ist die Unsicherheit unter den schwangeren Sylterinnen nach wie vor groß. Auch dieser psychische Stress soll nun durch einen Bereitschaftsdienst für die drei Sylter Hebammen gelindert werden: Im Falle eines Falles soll immer eine Hebamme erreichbar sein, die den betroffenen Frauen zur Seite steht und entscheidet, ob und wie sie noch aufs Festland transportiert werden können. Die Krankenkassen haben sich generell bereit erklärt, zwei Drittel der Kosten dieses Bereitschaftsdienstes zu übernehmen (rund 33  000 Euro im Jahr). Allerdings setzen sie voraus, dass die Gemeinde Sylt das restliche Drittel aufbringt (rund 12  500 Euro). Der Hauptausschuss sollte gestern Abend darüber in nicht-öffentlicher Sitzung beraten.

Bisher ist es so, dass nur eine der Hebammen, Cornelia Bäcker, eine Art Zufallsbereitschaft anbietet, die ihr nicht vergütet wird. Heißt: Wenn das Sylter DRK zu einer Frau in den Wehen gerufen wird, versuchen die Mitarbeiter des DRK Cornelia Bäcker zu erreichen. Hat die Patientin Glück, kommt die Hebamme. „Es wäre schön, wenn es eine verlässliche Rufbereitschaft gäbe und die Verhandlungen darüber bald zu einem Ergebnis kommen“, findet DRK-Chef Arne Dekarz, „denn uns liegt natürlich die höchstmögliche Sicherheit der Frauen am Herzen.“ 2014 war das DRK auf Sylt 12 mal im Schwangeren-Einsatz: Vier Frauen wurden direkt zum Rettungshubschrauber gebracht, drei im Zug auf dem Weg zum Festland begleitet, drei im Krankenwagen auf dem Autozug über den Damm gefahren und zwei in die Nordseeklinik gefahren.

„Ich glaube, dass vielleicht gar nicht mehr so viele Frauen mit dem Rettungshubschrauber ausgeflogen werden müssen, wenn es eine Rundum-Bereitschaft gibt“, meint Cornelia Bäcker. „In einigen Fällen ist das gar nicht nötig – bei einem Bereitschaftsdienst könnte die Hebamme die Frau beispielsweise im Zug begleiten oder feststellen, dass die Schwangere noch allein reisen kann.“ Zudem ist sie davon überzeugt, dass es entspannend für die schwangeren Sylterinnen wäre, wenn im Zweifelsfalle immer eine Hebamme zu erreichen ist.

Bäcker hofft nun, dass es mit dem Bereitschaftsdienst klappt – und dass ihre beiden Hebammen-Kolleginnen bereit sind, für 100 Euro Aufwandsentschädigung je 24 Stunden Rufbereitschaft dabei mitzuarbeiten: „Es funktioniert hier auf Sylt ja nur, wenn wir alle drei mitmachen.“ Und ihre Kollegin Anke Bertram sieht die Idee auch gleich etwas kritischer: Für die Begleitdienste, die mit so einer Rufbereitschaft verbunden sind, müsste sie ihre Versicherung deutlich aufstocken – und mehrere tausend Euro mehr zahlen als bisher. Im Gegensatz zu Bäcker, deren Versicherung vom Kreis übernommen werde, würde sich so ein Bereitschaftsdienst für sie deshalb nur schwer rentieren.

Sollte sich auch für dieses Problem eine Lösung finden, könnte das Projekt ab dem ersten Oktober starten, sagt Eberhard Eberle (SPD). Der Vorsitzende des Sozialausschusses erklärt, dass diese Form des Bereitschaftsdienstes zunächst testweise bis Ende 2016 laufen soll. „Dann machen wir eine Bestandsaufnahme.“ Ob dieser Plan aufgeht, hängt nun unter anderem davon ab, ob die Gemeinde Sylt bereit ist, ein Drittel der Kosten zu tragen.

Und auch davon, ob die – sich nicht immer ganz einigen – Sylter Hebammen allesamt bereit sind, dieses Angebot tatsächlich anzunehmen.

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