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Hindenburgdamm für Radfahrer gesperrt – aus diesen absurden Gründen
Mit dem Fahrrad über den Hindenburgdamm zu fahren, dürfte richtig teuer werden. Eine Straftat, die 10.000 Euro kosten kann. Wir hatten dieses Thema schon einmal angeschnitten. Die Diskussion in den sozialen Medien war abendfüllend.
Doch wie sieht es aus am 1927 gebauten Hindenburgdamm? Rein theoretisch ist es natürlich möglich. Selbst Verkehrsminister Meyer hielt das Radeln auf dem Damm 2016 für eine faszinierende Ide. D Partei “Die Piraten” stießen die Diskussion an. Doch es gab eine Menge Gegenargumente. Genauer betrachtet erscheinen diese vorgeschoben.
Hindenburgdamm – Fahräder bedeuten einen Eingriff in die Natur
Die Rede ist von Naturschutz. Denn die Vögel hatten sich ja an die 1000 Tonnen schweren Züge gewöhnt. Fahrradfahrer würden sie verstören. Es wäre allgemein bekannt, dass ein bis zu 1000 PS starker Dieselmotor weniger Eingriff in die Natur bedeutet als ein E-Bike oder ein mit Rucksack bewaffneter Tourist.
Biologe Lothar Koch sagt dazu: „An gleichförmig tuckernde Züge gewöhnen sich die meisten Tierarten über die Jahre. An unberechenbar gestikulierende, wackelnde, lärmende und bunte Radfahrer jedoch nicht. Außerdem haben die verschiedenen Vogelarten ganz unterschiedliche Störempfindlichkeiten.”
Hindenburgdamm – lebensgefährliche Strömungen
Wenn von Strömungen gesprochen wird, die den in der maritimen Welt nicht erfahrenen Pedalisten in die Abgründe des Wattenmeers reißen könnten, muss man durchaus schmunzeln. Wer den Damm überquert, wird selten erleben, dass das Wasser an die Gleise kommt. Postkarten, die dieses zeigen, sind Motive, die der Phantasie der Künstler entsprungen sind. Die wenigen Male, die das Wattenmeer an den Grundmauern des Damms kratzte, sorgten zwar für lange Ausfallzeiten der Züge, doch das ist schon sehr lange her. Wenn jedoch bei Windstärke 11 jemand den Damm mit dem Fahrrad überquert, dann maximal, indem er das Fahrrad trägt. Mit einer Schranke und entsprechender Sperrung könnte das unterbunden werden. Klappt ja jetzt auch ganz gut.
Hindenburgdamm – Verkehrssicherheit nicht gegeben
Sehr schön auch der Hinweis auf die Verkehrssicherheit. Wenn in Klanxbüll Autozüge mit hoher Geschwindigkeit durch den Bahnhof preschen, muss der auf den Personenzug wartende Passagier sich wegdrehen und seine Gepäckstücke festhalten. Keine Chance zu entkommen. So breit ist der Bahnsteig nicht. Die Gleise des Hindenburgdamms sind sechs Meter vom Rettungsweg entfernt, der durchaus zu einer Fahrradtrasse ausgebaut werden könnte. Eine Entfernung von 2,40 Metern dürfte ausreichen, um Menschen nicht zu gefährden. In Klanxbüll muss man sich schon recht schmal machen.
Hindenburgdamm – Rettungswege sind zu lang
Das Befahren des Hindenburgdamms ist nicht gefährlicher als das Warten auf einen Zug. Verwiesen wird auf die mangelnden Rettungsmöglichkeiten verunglückter Radler. Dass mit einer kleinen Maut die in der Mitte des Dammes stehende Bahnstation belebt und mit Sicherheitspersonal belegt werden könnte, daran denkt natürlich niemand.
Ein Argument wurde nicht genannt. Vielleicht schämt man sich ja, wenn die Fahrradfahrer schneller auf der Insel sind als die Züge, die hin und wieder ausfallen, jedoch zu 80 % verspätet sind.
Der Damm, auf dem die Züge fahren, eben jener Hindenburgdamm, gehört der DB Netz AG (eine 100%ige Tochter der DB und damit größtenteils dem Bund). Also der Allgemeinheit. Dann sollte diese auch mitbestimmen dürfen. Doch der Profit der Strecke verhindert anscheinend derartige Vorstöße.