Sylt News
Droht Sylt eine Ölpest, wenn die Fremantle Highway sinkt?
Droht Sylt eine Ölpest? Seit Tagen beschäftigen sich die Medien von Tagesschau bis Sylter Rundschau mit der aktuellen Lage des Frachters Fremantle Highway, der vor Ameland in Brand geraten ist. Das hoheitlich für Deutschland involvierte Havariekommando beobachtet die Lage sehr genau und beschreibt den Tathergang nüchtern so: „Am Morgen des 26. Juli ist es auf dem Autotransporter FREMANTLE HIGHWAY vor der Küste der Niederlande zu einem Brand gekommen. Das Schiff befindet sich in niederländischen Gewässern, die Einsatzleitung liegt bei den niederländischen Behörden.“
Ist das eigentlich nur Panik mache, oder ist ein Ölpest-Szenario vor Sylt irgendwie realistisch? Droht Sylt eine Ölpest ? Ältere Syltfreunde können sich vielleicht noch an das Jahr 1998 erinnern. Am 25. Oktober meldete der Frachter Pallas um 23:54 Uhr Mayday. Die Pallas war ein 147 Meter langer Holzfrachter und geriet bei hohem Seegang in der Nordsee in Brand. Am Morgen des 26. Oktober war klar, dass die Pallas ungehindert auf die Sylter Küste zutreiben wird. Und am 29. Oktober strandete die Pallas dann auch tatsächlich südwestlich der Insel Amrum. 756 Tonnen Treibstoff, Schwer- und Schmieröl waren gebunkert und bedrohten auch die sylter Westküste.
Die Folgen der Havarie waren katastrophal. Ein mehrere hundert Meter breiter Ölteppich erreichte zunächst die Inselstrände von Amrum und Föhr und dann auch die Strände von Sylt. Trotz des Einsatzes von Spezialschiffen und Ölsperren verendeten 16.000 Seevögel.
Das Pallas-Unglück ist natürlich überhaupt nicht mit der aktuellen Gefahrenlage der Fremantle-Highway zu vergleichen, erklärt aber ein wenig die dunklen Ahnungen und Befürchtungen insbesondere älterer Mitbürger, die das Schreckenszenario von damals eben noch in Erinnerung haben. Und auch damals galt eine Ölpest als absolut unwahrscheinlich.
Droht Sylt eine Ölpest? Was passiert, wenn es passiert
Und genau deshalb wurden vor Sylt auch schon Katstrophenübungen für den Ernstfall abgehalten. SYLT1 war 2013 hautnah dabei. Hier unser Bericht vor 10 Jahren.
Brandlöschung bei E-Autos sind schwieriger
Zur aktuellen Lage zurück. Der Frachter Fremantle Highways ist mit 3.800 Neuwagen beladen, davon sind 500 Elektroautos. Offenbar ist ein Akku eines Elektrowagens in Brand geraten, was allerdings noch nicht final bestätigt ist. Wie schwierig solche Brände zu löschen sind haben die Feuerwehren von Wenningstedt und Kampen gerade Ende Juli feststellen dürfen. Ein in der Strandkorbhalle in Wenningstedt geparktes E-Auto hatte Feuer gefangen und die Wehren haben geschlagene neunzig Minuten gebraucht, um den Brand zu löschen. Das Löschen eines Akkus bedeutet einen deutlich höheren Aufwand als das Löschen normaler Brände. Im Grunde erfolgt die Löschung eher durch eine Abkühlung als durch eine Erstickung des Feuers. Die Brandbekämpfung bei Batterien braucht also nicht nur Spezialwissen, sondern auch länger als bei der üblichen Brandbekämpfung.
E-Autos brennen seltener als Verbrenner
Das Elektroautos leichter in Brand geraten als Benziner und Dieselfahrzeuge ist übrigens eher ein Gerücht. Im Gegenteil sprechen Fakten und Studien dafür, dass die Brandgefahr von Elektrofahrzeugen um ein vielfaches geringer ist. Die Brandgefahr eines Elektroautos liegt, laut Statistiken, bei 25 zu 1.000.000. Bei Verbrennern weist die Statistik ein Verhältnis von 1.500 zu 1.000.000 aus. Experten zufolge entsteht die Mehrzahl von Fahrzeugbränden durch Spontanentzündungen, die sowohl bei Stromern als auch bei Verbrennern nicht vollkommen ausgeschlossen werden können, aber extrem selten sind.
Droht Sylt eine Ölpest? Das aktuelle Gefahrenpotential und mögliche Schutzmaßnahmen
Das Havariekommando in Cuxhaven beobachtet für Deutschland die Gefahrenlage deutschen Seegewässern sehr genau. Der Fachbereich Maritimes Lagezentrum (MLZ) ist die Kommunikationszentrale des Havariekommandos und rund um die Uhr mit erfahrenen Nautikern besetzt. Hier laufen alle Informationen über Schadensereignisse in der Ost- und Nordsee zusammen. Strömungen und die aktuelle Wetterlage werden in Cuxhaven beobachtet und zusammen geführt, um die tatsächliche Bedrohungslage für deutsche Gewässer einschätzen zu können. Als National Contact Point ist das Havariekommando nationaler und internationaler Ansprechpartner für Gewässerverschmutzungen, Schiffsunfälle und Gefahrguttransporte auf See.
Aber droht Sylt eine Ölpest? Experten schätzen die aktuelle Lage (Stand 31. Juli 18:00 Uhr) wie folgt ein:
Wenn Öl oder andere Schadstoffe aus dem Schiff austreten sollten, können sie sich je nach Wind- und Strömungsverhältnissen verbreiten. Die Behörden behalten die Lage permanent im Blick. Aktuelle Berechnungsmodelle zeigen, dass die deutschen Küsten im Falle eines Ölaustritts nach den derzeit vorherrschenden Wind- und Strömungsverhältnissen nicht betroffen wären.
Und was passiert, wenn es doch zu einer Gefährdung durch auslaufende Schadstoffe kommen sollte? Welche Maßnahmen können dann getroffen werden?
Um Gefährdungen für das hochsensible Ökosystem Wattenmeer vor allem durch Ölaustritte und andere Schadstoffe einzudämmen, würde das Havariekommando im Rahmen der Gesamteinsatzleitung u.a. Ölbekämpfungsschiffe einsetzen. Wie Ölbekämpfungsschiffe eingesetzt werden, wird in diesem Film von einer Ölbekämpfungsübung an der Ostseeküste gezeigt:
Droht Sylt eine Ölpest – eine gute Frage, auf dies es am Ende keine Antwort geben wird, denn dies ist abhängig von vielen Faktoren.