Sylt News
Dieses Haus erzählt Geschichten – und die Sylter sorgen dafür, dass es so bleibt!
Das Altfriesische Haus in Keitum, erbaut im Jahr 1739, trotzt seitdem der Sylter Witterung.
Einst bewohnt von Christian Peter Hansen, einem Lehrer und Chronisten, bis zu seinem Tod im Jahr 1879, wird das Anwesen heute vom Sölring Foriining-Team, unter der Leitung von Maren Jessen, Museumsleiter Alexander Römer und Sven Lapoehn, dem Geschäftsführer des Sylter Heimatvereins, liebevoll gepflegt.
Ein Besuch des alten Kapitänshauses entführt die Gäste in vergangene Zeiten und vermittelt einen faszinierenden Einblick in die Sylter Geschichte.
Das Gebäude dokumentiert die Wohnkultur des 18. Jahrhunderts originalgetreu.
Besucher können die Küche (Köökeen), Wohnstube (Kööv) und den für Feste vorgesehenen Pesel (Piisel) bestaunen, um den damaligen Reichtum der Sylter Seefahrerfamilien in Form von Mobiliar, Delfter Fliesen und Hausrat zu erleben.
Alexander Römer erklärte, dass wie ein Mensch auch Häuser altern. Die Wehwehchen vermehren sich. Und im Falle des Altfriesischen Hauses sind es die Witterungsbedingungen, die dem Gebäude immer wieder Schaden zufügen.
So drückte der Sturm 2023 mit seiner extremen Ostwindlage Regenwasser in die Hauswände.
Der Wasserschaden offenbarte noch ein ganz anderes Problem: die Delfter Fliesen in den Innenräumen. Der Putz unter den Kacheln war extrem mit Salz befallen, und dieses fraß sich in die Kacheln.
Ein niedriger fünfstelliger Betrag wurde benötigt, um die Schätze der Vergangenheit vor dem Verfall zu bewahren. Stefanie Endrulat und ihre Praktikantin Maria Möbus reisten an und reinigten die Fliesen mit diversen Wasserbädern. Nicht alle Fliesen überstanden dies; einige zerfielen zu Sand.
Doch wenn es Probleme gibt, dann rücken die Sylter zusammen. Das hat sich seit Erbauung des Hauses nicht verändert. Ein Crowdfunding wurde organisiert, und am Ende legte die Sylter Bank zu den gesammelten 9.000 Euro noch 1.000 Euro drauf, sodass Bastian Sünker der Sölring Foriining einen dicken Scheck überreichen konnte. Es fehlen noch rund 2.000 Euro, bis die Finanzierung gedeckelt ist, doch das Gros ist geschafft.
Aber auch materielle Hilfe kam. Die Delfter Fliesen wurden im 18. und 19. Jahrhundert in vielen Sylter Häusern verbaut, so auch im Hotel Stadt Hamburg. Die dort verklebten Fliesen wurden demontiert und auf dem Dachboden gelagert. Als der Notfall eintrat, übergab Harald Hentzschel, ehemaliger Betreiber des Hotels, diese an den Verein. Leider handeln nicht alle so vorbildlich wie Hentzschel, denn oftmals werden auf Sylt Häuser gekauft, entkernt, und die wertvollen Altertümer landen in Müllcontainern. Sven Lapoehn bittet nachdrücklich, die alten Schätze nicht achtlos wegzuwerfen. Jeder Stein, jedes Dokument ist ein Stück Sylter Geschichte.
Betrachter stellen fest: Eine Fliese gleicht der anderen, und doch sind es alles Einzelstücke, denn die Niederländer aus Delft bemalten die Kacheln alle einzeln. Keine industrielle Produktion, sondern jedes Stück ein Unikat. Welche Arbeit alleine in den Innenwänden des Hauses steckt, offenbart sich dem Besucher bei genauerer Betrachtung.
Das Fazit: Eine tolle Aktion aller Beteiligten. Und wenn die Feuchtigkeit gewichen ist, dann wird auch die noch nicht belegte Stelle mit Delfter Fliesen bedeckt sein.